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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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6.3. EULER FORMEL 207<br />

Darstellung von Wechselgrößen<br />

§ 804 Interessanter wird es, wenn wir bei der Wechselspannung eine Phasenverschiebung<br />

α zulassen, d.h. u(t) = U 0 cos(ωt + α). Eine derartige Phasenverschiebung erhalten wir bei<br />

der Lösung des harmonischen Oszillators, da sich diese als Überlagerung von Sinus- und<br />

Kosinusterm darstellen lässt (siehe Abschn. 7.5.1):<br />

u(t) = U 1 sin(ωt) + U 2 cos(ωt) . (6.11)<br />

Ersetzen der konstanten Amplituden durch U 1 = −U 0 sin α und U 2 = U 0 cos α mit U 0 =<br />

√<br />

U<br />

2<br />

1 + U 2 2 und α = − arctan(U 1/U 2 ) liefert<br />

u(t) = U 0 (cos(ωt) cos α − sin(ωt) sin α)) = U 0 cos(ωt + α) .<br />

Das dabei im letzten Schritt verwendete Additionstheorem<br />

cos(β + γ) = cos β cos γ − sin β sin γ (6.12)<br />

können sie in Aufgabe 70 beweisen. Die Phasenverschiebung ist das Verhältnis der beiden<br />

Spannungen U 1 und U 2 bestimmt. Verschwindet U 1 , so ist auch die Phasenverschiebung Null,<br />

verschwindet U 2 , so wird die Phasenverschiebung −π/2.<br />

§ 805 Die Phasen verschobene Wechselspannung u(t) = U 0 cos(ωt + α) lässt sich mit Hilfe<br />

der Euler-Formel (6.8) schreiben als<br />

u c (t) = U c e iωt<br />

mit U c als eine konstanten aber komplexen Amplitude U c = U c,1 + iU c,2 . Die Phasenverschiebung<br />

α hat sich in dieser komplexen Amplitude versteckt, wie durch Ausmultiplizieren zu<br />

erkennen ist:<br />

u c (t) = U c e iωt = (U c,1 + iU c,2 ) (cos(ωt) + i sin(ωt))<br />

= U c,1 cos(ωt) + U c,1 i sin(ωt) + iU c,2 cos(ωt) + iU c,2 i sin(ωt)<br />

= U c,1 cos(ωt) − U c,2 sin(ωt) + i (U c,1 sin(ωt) + U c,2 cos(ωt)) . (6.13)<br />

Da nur der Realteil eine physikalische Bedeutung besitzt, lassen wir den Imaginärteil einfache<br />

weg 5 u(t) = R(u c (t)) = U c,1 cos(ωt) − U c,2 sin(ωt)<br />

und erhalten mit U 2 = U c,1 und U 1 = −U c,2 wieder den Ausdruck (6.11).<br />

§ 806 Auch vektorielle Größen, wie das elektrische Feld in einer elektromagnetischen Welle,<br />

lassen sich auf diese Weise darstellen:<br />

⃗E(⃗r, t) = ⃗ E 0 e ±i(ωt−⃗ k·⃗r)<br />

mit ⃗ k als dem Wellenvektor.<br />

Reihenschaltung Widerstand und Kondensator<br />

§ 807 Bisher ist das nur Manipulation der Darstellung. Welche Vorteile ergeben sich daraus?<br />

Ein einfaches Beispiel ist der Wechselstromkreis. Die Bauteile Widerstand, Kondensator<br />

und Spule sind durch die Bauteilparameter Widerstand R, Kapazität C und Induktivität L<br />

charakterisiert. Diese Größen gehen auch in den jeweiligen Zusammenhang zwischen Strom<br />

i und Spannung u ein:<br />

u = R i ,<br />

u = L di<br />

dt = L ˙i und i = C du = C ˙u . (6.14)<br />

dt<br />

5 Das lässt sich mathematisch schwer sauber aufschreiben. In 6.13 ist u(t) noch eine komplexe Größe, in<br />

der folgenden Gleichung und in (6.11) dagegen eine reelle. Da die komplexe Schreibweise bei physikalischen<br />

Problemen mit Wechselgrößen üblich ist, verwendet man keine unterschiedlichen Symbole für komplexe und<br />

reelle Größen sondern geht davon aus, dass alle Größen in der Rechnung zwar komplex sein können, als<br />

physikalisch interpretierbare Größen jedoch auf ihren Realteil zurecht gestutzt werden.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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