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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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3.4. MATHEMATISCHE ERGÄNZUNG 95<br />

§ 385 An dieser Stelle greifen wir zu einem Trick, der uns in der <strong>Mathematik</strong> (und auch in<br />

diesem Skript) noch häufiger begegnen wird: wir definieren die gesuchte Funktion ln über ein<br />

Integral<br />

ln(x) =<br />

∫ x<br />

1<br />

1<br />

du . (3.4)<br />

u<br />

Die Funktionswerte der Funktion ln(x) werden also derart bestimmt, dass für jeden Funktionswert<br />

x das bestimmte Integral der Funktion u −1 im Intervall [1, x] gebildet wird; die<br />

obere Integrationsgrenze x des Integrals ist das Argument der Funktion ln(x).<br />

§ 386 All wichtigen Eigenschaften der Funktion ln lassen sich aus der Definition (3.4) sowie<br />

der Kenntnis der Eigenschaften ihrer Ableitung x −1 herleiten:<br />

1. für x = 1 geht die Funktion durch 0, d.h. ln(1) = 0, da in diesem Fall das Integral (3.4)<br />

im Intervall [1, 1] auszuwerten ist: die Fläche verschwindet.<br />

2. mit einer entsprechenden Argumentation gilt<br />

ln(x) > 0 falls x > 1<br />

ln(x) < 0 falls 0 < x < 1 .<br />

Da der Integrand in (3.4) positiv ist, wächst die Funktion mit zunehmendem x an, sie ist<br />

also streng monoton steigend.<br />

3. aus der Ableitung x −1 entnehmen wir, dass die Steigung mit zunehmendem x immer<br />

geringer wird. Gleichzeitig sehen wir auch, dass die Steigung für x → 0 immer größer<br />

wird, d.h. ln(x) → −∞ für x → 0.<br />

4. die Ableitung von ln(ax) mit a = const unterscheidet sich von der von ln(x) nur um<br />

einen konstanten Faktor (Kettenregel), d.h. ln(ax) = ln x + c. Für x = 1 ergibt sich für<br />

die Konstante ln a und damit die Multiplikationsregel für Logarithmen:<br />

ln(ab) = ln(a) + ln(b) .<br />

Für a = b = x ergibt sich ln(x 2 ) = 2 ln x oder verallgemeinert<br />

ln(x n ) = n ln(x) . (3.5)<br />

5. mit ln(1) = 0 lässt sich daraus zeigen<br />

(<br />

0 = ln(1) = ln x · 1 )<br />

( 1<br />

= ln(x) + ln<br />

x<br />

x)<br />

Dies lässt sich erweitern zur allgemeineren Regel<br />

( a<br />

)<br />

( ) 1<br />

ln = ln(a) + ln = ln(a) − ln(b) .<br />

b b<br />

oder<br />

( 1<br />

ln(x) = − ln .<br />

x)<br />

6. damit lässt sich (3.5) erweitern auf rationale Exponenten. Da der natürliche Logarithmus<br />

eine stetige Funktion ist, also keine Lücken aufweist, ist es sinnvoll anzunehmen, dass der<br />

Ausdruck auch auf beliebige reelle Exponenten p erweitert werden kann:<br />

ln(x p ) = p ln(x) .<br />

§ 387 Wir kennen jetzt viele Eigenschaften der Funktion ln, haben immer bisher nur einen<br />

Funktionswert bestimmt, nämlich ln(1) = 0. Versuchen wir jetzt das Integral an einem allgemeineren<br />

Punkt x auszuwerten. Nach Definition (3.4) ist<br />

ln(1 + x) =<br />

1+x ∫<br />

1<br />

1<br />

u du .<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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