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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.3. DIFFERENTIALGLEICHUNGEN 1. ORDNUNG 235<br />

Separation der Variablen<br />

§ 910 Für homogene DGLs erster Ordnung ist das Standardlösungsverfahren die Trennung<br />

bzw. Separation der Variablen. Dazu werden alle Terme mit t auf die eine Seite der Gleichung<br />

gebracht, alle Terme mit x auf die andere. Um das Verfahren einfach darzustellen, setzen wir<br />

b = 0 und diskutieren später die Modifikation der Lösung, die sich für b ≠ 0 ergibt.<br />

§ 911 Die einzelnen Schritte des Verfahrens zur Lösung der linearen homogenen DGL erster<br />

Ordnung der Form<br />

sind:<br />

ẋ(t) = a(t) x(t) (7.4)<br />

1. die Trennung/Separation der Variablen:<br />

ẋ(t) = a(t)x(t) ⇒ a(t) x = dx<br />

dt<br />

⇒ a(t) dt = dx x .<br />

2. die Integration der beiden Seiten der Gleichung<br />

∫ ∫ ∫<br />

dx<br />

a(t) dt =<br />

⇒ a(t) dt = ln x + c 1 . (7.5)<br />

x<br />

3. Auflösen nach x liefert die allgemeine Lösung der DGL:<br />

{∫ }<br />

{∫<br />

exp a(t) dt = x c 2 ⇒ x = c exp<br />

}<br />

a(t)dt . (7.6)<br />

4. die anschließenden Schritte hängen davon ab, ob die homogene DGL für sich gelöst werden<br />

soll oder als erster Schritt der Lösung einer inhomogenen DGL:<br />

(a) ist nur die allgemeine Lösung der homogenen DGL gesucht, entfällt dieser Schritt,<br />

d.h. es ist nach Schritt 3 Schluss.<br />

(b) ist eine spezielle Lösung der homogenen DGL für eine gegebene Anfangs- bzw. Randbedingung<br />

gesucht, so wird die Integrationskonstante aus den Anfangsbedingungen<br />

bestimmt.<br />

(c) wurde die homogene DGL als erster Schritt der Lösung der inhomogenen DGL gelöst,<br />

so folgt jetzt die Suche nach einer speziellen Lösung der inhomogenen DGL (siehe<br />

Abschn. 7.3.2) und anschließend die Bestimmung der Integrationskonstante aus der<br />

Anfangs- bzw. Randbedingung.<br />

Das Integral in (7.5) ist einfach lösbar falls der Koeffizient a eine Konstante ist: ∫ adt =<br />

at. Damit wird die allgemeine Lösung der linearen homogenen DGL erster Ordnung mit<br />

konstantem Koeffizienten x = c e at . Mit der Anfangsbedingung x(0) = x 0 ergibt sich als<br />

spezielle Lösung x = x 0 e at . Diese formale Situation ist z.B. beim Zerfallsgesetz (7.1) gegeben.<br />

Zwischenrechnung 26 Was passiert mit der Lösung, wenn die Anfangsbedingung nicht<br />

x(0) = x 0 lautet sondern x(t 0 ) = x 0 mit t 0 ≠ 0?<br />

§ 912 Ist die Ausgangsdifferentialgleichung homogen und ist die Anfangsbedingung bekannt,<br />

so kann in Schritt 2 statt des unbestimmten auch das bestimmte Integral gebildet werden.<br />

Dabei sind die unteren Integrationsgrenzen jeweils durch die Anfangsbedingung gegeben, die<br />

oberen Grenzen sind die abhängige und die unabhängige Variable:<br />

∫ t<br />

t 0<br />

a(t) dt =<br />

∫ x<br />

x 0<br />

dx<br />

x<br />

⇒ ln x ∫<br />

=<br />

x 0<br />

Auf diese Weise entfällt die Integrationskonstante.<br />

t 0<br />

ta(t) dt ⇒ x = x 0 e<br />

R<br />

t 0<br />

ta(t) dt<br />

.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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