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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.9. NUMERISCHE VERFAHREN 283<br />

Abbildung 7.21: Links: Vergleich von drei Monte Carlo Simulationen zum radioaktiven Zerfall<br />

mit der analytischen Lösung (grün). Im rechten Teilbild ist die Verteilung der Ergebnisse zur<br />

Zeit t = 2.5 gezeigt für 1000 verschiedene Monte Carlo Runs; der Erwartungswert beträgt 41<br />

natürlich keinen Sinn: dieses Teilchen existiert so lange, bis es zur Zeit t z zerfällt, d.h. wir<br />

erhalten für ein einzelnes Teilchen eine Funktion<br />

{ 1 t < tz<br />

N einzel (t) =<br />

.<br />

0 t ≥ t z<br />

Stattdessen müssen wir das Verhalten einer hinreichend großen Zahl von Teilchen simulieren,<br />

um durch Überlagerung der Historien der Teilchen eine statistisch repräsentative Aussage<br />

über die Zahl der Teilchen zu erhalten.<br />

§ 1065 In Abhängigkeit von unserer Fragestellungen können wir unterschiedliche Ansätze<br />

wählen:<br />

• interessiert uns nur die zur Zeit t end noch vorhandene Anzahl von Teilchen, so können wir<br />

jedes Teilchen einzeln entlang der Zeitachse verfolgen: entweder kommt es bei t end an oder<br />

nicht. Die Zahl der dort ankommenden Teilchen ist das gesuchte Ergebnis.<br />

• interessiert uns dagegen die Entwicklung N(t) der Teilchenzahl, so kann sich ein anderer<br />

Ansatz als sinnvoll erweisen. Dazu erzeugen wir einen Vektor N, dessen Länge der Teilchenzahl<br />

entspricht. Die Elemente dieses Vektors sind Einsen: hier existiert ein Teilchen.<br />

Am Ende jedes Zeitschritts wird ein Vektor gleicher Länge erzeugt, dessen Elemente mit<br />

Hilfe von Zufallszahlen zu Eins (das Teilchen zerfällt nicht) bzw. Null (Teilchen zerfällt)<br />

bestimmt wurden. Elementweise (punktweise) Multiplikation dieses Vektors mit N gibt das<br />

Schicksal der Teilchenpopulation am Ende des Zeitintervalls; die Zahl der Einsen in diesem<br />

Vektor (d.h. die Summe seiner Elemente) gibt die gesuchte Größe N(t).<br />

Selbstverständlich können beide Verfahren mit leichter Modifikation auch auf das jeweilige<br />

andere Problem angewandt werden. Die erste Methode hat den Vorteil schnell zu sein: ein<br />

einmal zerfallenes Teilchen wird auf der Zeitleiste nicht wie im zweiten Verfahren weiter<br />

verfolgt. Um die zeitliche Entwicklung der Population zu beschreiben, muss aber dennoch<br />

das Schicksal des Teilchens bis zu seinem Zerfall gespeichert werden. Im zweiten Verfahren<br />

ist es einfacher, die zeitliche Entwicklung zu verfolgen. Es hat jedoch den Nachteil, dass mit<br />

zunehmender Zeit immer mehr sinnlose Nullen im Vektor N mitgeschleppt werden – und eine<br />

entsprechend große Zahl von Zufallszahlen erzeugt wird, die nicht benötigt werden. 11<br />

§ 1066 Das Ergebnis einer derartigen Monte Carlo Simulation kann mit dem analytischen<br />

Ergebnis verglichen werden. Abbildung 7.21 zeigt drei verschiedenen Simulationen mit jeweils<br />

11 Der Ansatz lässt sich allerdings leicht modifizieren derart, dass nur die Einsen im Vektor N weiter verfolgt<br />

werden. Dann verringert sich die Länge des Vektors und entsprechend auch die Länge des Vektors, der die<br />

Zufallszahlen zur Bestimmung von Zerfall oder Überleben enthält.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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