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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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62 KAPITEL 2. FOLGEN UND REIHEN<br />

• Näherungen für Funktionen sind möglich. Damit lässt sich z.B. formal begründen, warum in<br />

der <strong>Physik</strong> beim Fadenpendel der Sinus des Auslenkungswinkels durch den Winkel ersetzt<br />

werden kann (und abschätzen, bis zu welchen Winkeln dies zulässig ist).<br />

• die Potenzreihenentwicklung erlaubt es, den Zusammenhang zwischen verschiedenen transzendenten<br />

Funktionen herzustellen, ein Beispiel ist die Euler Formel (6.8), die die Winkelfunktionen<br />

Sinus und Kosinus mit der Exponentialfunktion verknüpft.<br />

2.4.1 Potenzreihen<br />

§ 253 Potenzreihen lassen sich durch allgemeine Potenzen von x darstellen. Ein Glied einer<br />

solchen Potenzreihe hat die Form a n (x − x 0 ) n . Damit lässt sich eine Potenzreihe wie folgt<br />

definieren:<br />

Definition 22 Potenzreihen sind unendliche Reihen der Form<br />

S(x) = a 0 + a 1 (x − x 0 ) + a 2 (x − x 0 ) 2 + a 3 (x − x 0 ) 3 + . . .<br />

=<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

a 0 + a i (x − x 0 ) i = a i (x − x 0 ) i .<br />

i=1<br />

Ein einfacher Spezialfall ist die Potenzreihe um x 0 = 0:<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

S(x) = a 0 + a 1 x + a 2 x 2 + a 3 x 3 + ... = a 0 + a i x i = a i x i .<br />

i=0<br />

§ 254 Ob eine Potenzreihe konvergiert und wenn ja, gegen welchen Wert, hängt von der<br />

Variablen x ab. Ist Konvergenz gegeben, so sagt man ‘Die Potenzreihe konvergiert gegen die<br />

Funktion S(x)’ oder ‘Die Funktion S(x) kann durch eine Potenzreihe dargestellt werden.’<br />

Satz 6 Konvergiert eine Potenzreihe ∑ ∞<br />

i=0 a ix i für ein beliebiges, von Null verschiedenes<br />

x = x 0 , so konvergiert die Reihe absolut für jedes beliebige x mit |x| < |x 0 |.<br />

§ 255 Mit Hilfe dieses Satzes lässt sich ein sehr hilfreiches Konzept, der Konvergenzbereich<br />

oder Konvergenzradius, 3 einführen. Wir gehen davon aus, dass die Potenzreihe irgendwo<br />

divergent ist. Für x = 0 dagegen ist sie in jedem Fall konvergent. Also muss es ein größtes x 0<br />

geben, für das die Potenzreihe noch konvergiert. Dieses x 0 definiert den Konvergenzradius<br />

x 0 oder Konvergenzbereich [−x 0 , x 0 ]. Die Potenzreihe konvergiert dann an jedem Punkt<br />

innerhalb des Konvergenzradius bzw. des Konvergenzgebietes absolut.<br />

§ 256 Der Konvergenzradius lässt sich mit Hilfe des Quotienten-Tests bestimmen:<br />

∣ ∣ { lim<br />

a n+1 x n+1 ∣∣∣ n→∞ ∣ a n x n = lim<br />

a n+1 ∣∣∣ < 1 konvergent<br />

n→∞ ∣ |x| = 1 ?<br />

.<br />

a n<br />

> 1 divergent<br />

Da der Quotient | an+1<br />

a n<br />

| nicht von x abhängt, lässt sich mit seiner Hilfe der Konvergenzradius<br />

R definieren als:<br />

∣<br />

1<br />

R = lim<br />

a n+1 ∣∣∣<br />

n→∞ ∣ a n<br />

unter der Voraussetzung, dass der geforderte Grenzwert existiert und positiv ist. Für einen<br />

verschwindenden Quotienten wird der Konvergenzradius als R = ∞ definiert, d.h. die Reihe<br />

konvergiert unabhängig vom gewählten x.<br />

§ 257 Konvergente Potenzreihen können wie Funktionen behandelt werden. Insbesondere<br />

gelten die folgenden Rechenregeln:<br />

3 Die Bezeichnung Konvergenzbereich ist nicht sehr gebräuchlich. Für eine Funktion in R ist die Bezeichnung<br />

sinnvoll. Die gebräuchlichere Bezeichnung Konvergenzradius stammt daher, dass Satz 6 auch für komplexe<br />

Reihen gilt und dort der Konvergenzbereich als Kreis um z 0 in der komplexen Ebene dargestellt wird.<br />

Ich werde die Begriffe austauschbar verwenden.<br />

i=1<br />

i=0<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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