12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7.8. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN IN DER PHYSIK 269<br />

§ 1013 Ein additiver Term ergibt sich auch bei der gradlinigen Bewegung mit Reibung wenn<br />

diese als Fall erfolgt: hier ist die konstante Gravitationskraft −mg die additive Konstante.<br />

Auch hier beschränken wir uns auf Stokes’sche Reibung: eine Masse m fällt mit einer Anfangsgeschwindigkeit<br />

v 0 im Schwerefeld der Erde senkrecht nach unten. Als verzögernde Kraft<br />

wirkt eine Reibungskraft der Form −βv. Die Situation unterscheidet sich von der in § 1009<br />

betrachteten horizontalen Bewegung mit Reibung dadurch, dass auf der rechten Seite der<br />

Bewegungsgleichung zusätzlich ein konstanter Term, die nach unten gerichtete Gewichtskraft<br />

−mg, auftritt. Die Bewegungsgleichung ist 9<br />

m ˙v = −mg − βv .<br />

Separation der Variablen liefert<br />

m dv<br />

mg + βv = −dt .<br />

Mit der Substitution u = mg + βv wird du = βdv und es ergibt sich<br />

m<br />

β<br />

∫ v<br />

v 0<br />

∫t<br />

du<br />

u = −<br />

t 0<br />

dt .<br />

Hier bestimmen wir nicht erst die allgemeine Lösung und dann die Integrationskonstanten aus<br />

den Anfangsbedingungen sondern nutzen die Anfangsbedingungen als Integrationsgrenzen.<br />

Integration und Re-Substitution liefern<br />

( )<br />

m mg + βv<br />

β ln = −(t − t 0 ) .<br />

mg + βv 0<br />

Anwendung der Exponentialfunktion liefert<br />

{<br />

mg + βv<br />

= exp − β }<br />

mg + βv 0 m (t − t 0)<br />

und damit für die Geschwindigkeit<br />

v(t) = − mg ( ) {<br />

mg<br />

β<br />

+ β + v 0 exp − β }<br />

m (t − t 0) .<br />

Mit zunehmender Zeit wird der zweite Summand auf Grund der abfallenden Exponentialfunktion<br />

immer kleiner und die Geschwindigkeit strebt gegen einen Grenzwert v ∞ = −mg/β.<br />

Anschaulich ist dann die abwärts beschleunigende Kraft −mg gleich der verzögernden Kraft<br />

βv, d.h. durch Gleichsetzen der beiden Kräfte erhalten wir ebenfalls v ∞ = −mg/β.<br />

§ 1014 Interessiert nur dieser Grenzwert, so ist die Lösung der Bewegungsgleichung einfach.<br />

Da sich die Geschwindigkeit im stationären Fall nicht ändert, verschwindet der Term<br />

˙v in und die Bewegungsgleichung reduziert sich auf das auch anschaulich zu begründende<br />

Kräftegleichgewicht.<br />

Ein nicht-lineares Beispiel<br />

§ 1015 Den Fall mit Stokes’scher Reibung im Schwerefeld haben wir bereits betrachtet. Die<br />

sich dort ergebende DGL ist linear. Beim Fall mit Newton’scher Reibung (z.B. Kugelfallviskosimeter)<br />

dagegen wird ein Reibungsterm der Form −γv 2 angesetzt, so dass sich eine DGL<br />

der Form<br />

m ˙v = −mg − γv 2 .<br />

9 In dieser Form ist das Koordinatensystem so gewählt, dass die positive z-Achse nach oben weist – daher<br />

wird die Gravitationskraft mit einem Minuszeichen angegeben und die Geschwindigkeit nimmt für t → ∞<br />

negative Werte an. Alternativ kann die z-Achse nach unten zählen. Dann entfällt das negative Vorzeichen vor<br />

der Gewichtskraft und die Geschwindigkeit nimmt für t → ∞ positive Werte an.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!