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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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208 KAPITEL 6. KOMPLEXE ZAHLEN<br />

Abbildung 6.3: Serienschwingkreis<br />

aus Ohm’schem Widerstand<br />

R, Kondensator mit<br />

Kapazität C und Spule mit<br />

Induktivität L<br />

Aus den Gleichungen erkennt man, dass bei anliegender harmonischer Spannung u = U 0 e iωt<br />

am Kondensator der Strom der Spannung um π/2 voraus eilt. An der Spule dagegen eilt der<br />

Strom der Spannung um π/2 voraus. Das macht die Berechnung von Schaltungen schwierig<br />

und hat <strong><strong>Physik</strong>er</strong> und insbesondere Elektrotechniker Jahrzehntelang mit Zeigerdiagrammen<br />

gequält. Mit komplexen Zahlen dagegen sind diese Rechnungen wesentlich übersichtlicher.<br />

§ 808 Die einfachste Schaltung ist eine Reihenschaltung. Bei Verwendung von zwei Ohm’schen<br />

Widerständen R 1 und R 2 beträgt der Gesamtwiderstand R g = R 1 +R 2 . Liegt eine Spannung<br />

u an der Schaltung an, so fließt ein Strom i = u/R durch diese Widerstandskombination.<br />

Welcher Strom fließt, wenn einer der Widerstände durch einen Kondensator ersetzt wird? Da<br />

es sich um eine Reihenschaltung handelt, fließt durch beide Bauteile der gleiche Strom. Am<br />

Widerstand ist dieser Strom mit der angelegten äußeren Spannung in Phase und erzeugt einen<br />

Spannungsabfall u R = Ri. Am Kondensator sind Strom und Spannung gegen einander in der<br />

Phase verschoben, der Zusammenhang wird mit Hilfe eines kapazitiven Blindwiderstands 6<br />

X C = 1<br />

iωC<br />

beschrieben mit ω als der Kreisfrequenz der angelegten Wechselspannung. Dieser Widerstand<br />

ist eine komplexe Größe, die Phasenverschiebung steckt in der imaginären Einheit i. Die bei<br />

Strom i über dem Kondensator abfallende Spannung ist u C = X C i: es gilt das normale<br />

Ohm’sche Gesetz, allerdings wird der reelle Ohm’sche Widerstand R durch den komplexen<br />

Widerstand X C des Kondensators ersetzt. Die beiden Teilspannung müssen gleich der angelegten<br />

Spannung sein:<br />

(<br />

u = u R + u C = Ri + X c i = i(R + X C ) = i R + 1 )<br />

= iZ .<br />

iωC<br />

Darin ist Z der komplexe Ersatzwiderstand<br />

Z = R + 1<br />

iωC .<br />

Der Betrag |Z| = √ R 2 + (ωC) −2 des komplexen Widerstands bestimmt den Zusammenhang<br />

zwischen den Beträgen von Strom und Spannung, sein Argument ϕ = −acrtan(ωRC) −1 gibt<br />

die Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung.<br />

Serienschwingkreis<br />

§ 809 Diese Kombination aus zwei Bauteilen lässt sich mit Hilfe von Zeigerdiagrammen wenn<br />

auch mühsam beschreiben. Bei einem Serienschwingkreis, siehe Abb. 6.3 dagegen wird es ohne<br />

Verwendung komplexer Zahlen hoffnungslos. Betrachten wir auch hier den Ersatzwiderstand.<br />

Als zusätzliche Information benötigen wir nur noch den induktiven Blindwiderstand 7 der<br />

6 Zum Begriff Blindwiderstand: ein Kondensator lässt einen Wechselstrom durch. Allerdings ist dies keine<br />

direkte Leitung der Ladungsträger sondern erfolgt über das veränderliche elektrische Feld im Kondensator<br />

und damit sein Laden und Entladen. Die Spannung, auf die der Kondensator aufgeladen wird, wirkt als<br />

Gegenspannung zur angelegten Spannung. Der mit dieser Gegenspannung verbundene Widerstand wird als<br />

Blindwiderstand bezeichnet, da im Gegensatz zum Ohm’schen Widerstand keine elektrische Energie in Wärme<br />

umgewandelt wird.<br />

7 Jede von einem Wechselstrom durchflossene Spule hat einen induktiven Blindwiderstand X L . Dieser<br />

entsteht durch die der anliegenden Spannung entgegen gesetzte Induktionsspannung – die Ursache des Widerstands<br />

ist eine Gegenspannung und nicht, wie beim Ohm’schen Widerstand die Behinderung der Bewegung<br />

der Ladungsträger. Daher wird an der Spule keine elektrische Leistung in Wärme umgewandelt, der Widerstand<br />

wird als Blindwiderstand bezeichnet.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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