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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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202 KAPITEL 6. KOMPLEXE ZAHLEN<br />

Abbildung 6.1: Darstellung komplexer<br />

Zahlen in der Gauß’schen Zahlenebene.<br />

Der Realteil wird auf der Abszisse,<br />

der Imaginärteil auf der Ordinate<br />

abgetragen<br />

6.2.2 Darstellung in der komplexen Ebene<br />

§ 780 Komplexe Zahlen sind geordnete Paare reeller Zahlen. Der erste Teil des Paares ist<br />

der Real-, der zweite der Imaginärteil. Diese Verwandtschaft zu Vektoren zeigt sich auch in<br />

der graphischen Darstellung in der Gauß’schen Zahlenebene, 3 siehe Abb. 6.1. Diese besteht<br />

aus zwei reellen Zahlengraden, die auf einander senkrecht stehen. Auf der Abszisse wird der<br />

Realteil abgetragen, auf der Ordinate der Imaginärteil. Die komplexe Zahl selbst wird durch<br />

einen Zeiger z dargestellt.<br />

§ 781 Die Interpretation der Gauß’schen Ebene in kartesischen Koordinaten erlaubt es, dem<br />

Zeiger a + bi die Koordinaten (a, b) zu zuordnen. Diese Darstellung weist nochmals auf das<br />

geordnete Zahlenpaar hin.<br />

§ 782 Interpretieren wir Abb. 6.1 in Polarkoordinaten, so erhalten wir die trigonometrische<br />

Darstellung komplexer Zahlen:<br />

mit<br />

z = a + ib = |z|(cos ϕ + i sin ϕ)<br />

|z| = √ a 2 + b 2 und ϕ = argz = arctan b a . (6.4)<br />

Darin ist |z| der Betrag der komplexen Zahl und ϕ = argz ihr Argument. Bei der Bestimmung<br />

des Arguments ist Vorsicht geboten: üblicherweise ist arctan im Intervall [− π 2 , π 2 ] definiert,<br />

argz dagegen kann Werte aus dem Intervall [0, 2π] annehmen. Daher sollte man sich bei der<br />

Bestimmung des Arguments stets vorher überlegen, in welchem Quadranten z liegt.<br />

§ 783 Die Darstellung in der komplexen Ebene veranschaulicht einen Unterschied zwischen<br />

den komplexen Zahlen C und den bisher betrachteten Zahlensystemen: so lange wir die Zahlen<br />

auf einem Zahlenstrahl darstellen konnten, waren sie geordnet. Die Zahlen ließen sich<br />

vergleichen: zwei Zahlen a und b waren gleich, a = b, oder es galt a < b oder b < a, entsprechend<br />

der geometrischen Anordnung. In der komplexen Ebene ist eine derartige Ordnung<br />

nicht möglich; eine Ordnung nach dem Betrag der komplexen Zahl wäre zwar möglich, würde<br />

aber eben nur den Betrag als den Abstand der Zahl vom Ursprung des Koordinatensystems<br />

ordnen, nicht die Zahlen selbst. Gleichheit zweier komplexer Zahlen lässt sich aber dennoch<br />

feststellen:<br />

Definition 56 Zwei komplexe Zahlen z 1 = a 1 + ib 1 und z 2 = a 2 + ib 2 sind gleich, z 1 = z 2 ,<br />

wenn die Real- und Imaginärteile gleich sind, d.h. a 1 = a 2 und b 1 = b 2 . Oder in kompakterer<br />

Schreibweise<br />

z 1 = z 2 ⇔ R(z 1 ) = R(z 2 ) ∧ I(z 1 ) = I(z 2 ) .<br />

3 Gauß’sche Zahlenebene ist der im deutschsprachigen Raum übliche Begriff. Im englischen Sprachraum<br />

wird häufig ‘Argand plane’ verwendet, korrekter wäre vielleicht sogar Wessel-Ebene: Caspar Wessel<br />

veröffentlichte die geometrische Interpretation der komplexen Zahlen 1796, Jean-Robert Argand seine 1806.<br />

Gauß dagegen veröffentlichte die geometrische Interpretation erst 1831.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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