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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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50 KAPITEL 2. FOLGEN UND REIHEN<br />

Abbildung 2.1: Graphische<br />

Annäherung an den<br />

Grenzwert der Reihe<br />

1/(2 n ). Die Reihe konvergiert<br />

gegen den Grenzwert<br />

1, d.h. Zeno’s Pfeil trifft<br />

doch – oder erst nach<br />

unendlich langer Zeit?<br />

Ziel nicht erreichen, da er eine unendlich große Zahl von Wegstückchen zurück legen muss.<br />

Der zurück gelegte Weg lässt sich mit l = 1 als eine unendliche Reihe darstellen:<br />

S = 1 2 + 1 4 + 1 8 + . . . = ∞ ∑<br />

n=1<br />

1<br />

2 n .<br />

Diese Reihe wird als geometrische Reihe bezeichnet.<br />

§ 203 Da der Pfeil mit konstanter Geschwindigkeit v = 1 fliegt, gilt für die Flugzeit ebenfalls<br />

T = 1 2 + 1 4 + 1 8 + . . . = ∞<br />

∑<br />

n=1<br />

1<br />

2 n .<br />

Wenn Zeno’s Argument gilt, d.h. der Pfeil das Ziel nicht trifft, so muss die Flugzeit unendlich<br />

werden. Da die T bestimmende Reihe eine unendliche Anzahl von Summanden enthält,<br />

können wir nicht ausschließen, dass die Summe gegen Unendlich strebt. Andererseits werden<br />

die einzelnen Summanden immer kleiner. Wir erhalten also eine Summe unendlich vieler immer<br />

kleiner (unendlich klein?) werdender Terme: strebt diese gegen eine endliche Zahl oder<br />

gegen Unendlich?<br />

§ 204 Vergessen Sie Pfeil und Schildkröte, nehmen Sie die Buntstifte in die Hand und malen<br />

ein Quadrat aus, wie in Abb. 2.1 gezeigt: die erste Hälfte in einer Farbe, die Hälfte des Rests<br />

in einer anderen Farbe, und immer weiter. Die Summe der ausgemalten Flächenelemente ist<br />

stets 1 minus des noch fehlenden Elements in der rechten oberen Ecke:<br />

S N =<br />

N∑<br />

n=1<br />

1<br />

2 n = 1 − 1<br />

2 N .<br />

Der zweite Ausdruck ist endlich und gilt damit für alle natürlichen Zahlen N. Außerdem wird<br />

der Rest 2 −N mit zunehmendem N immer kleiner. Insbesondere können wir N so wählen,<br />

dass der Rest kleiner wird als eine beliebige, von uns vorgegebene reelle Zahl. Dann ist es<br />

sinnvoll zu erlauben, dass N gegen Unendlich geht und anzunehmen, dass in diesem Grenzfall<br />

der Rest 2 −N Null wird. Damit gilt<br />

S =<br />

∞∑<br />

n=1<br />

1<br />

2 n = 1 ,<br />

d.h. im Fall unendlich großen Ns konvergiert die Reihe gegen 1. Wegen T = S in § 203<br />

erreicht der Pfeil nach T = 1 sein Ziel.<br />

§ 205 Zeno’s Pfeil hat uns aus einer physikalischen Situation an die geometrische Reihe heran<br />

geführt; die Newton–Raphson Methode wird uns von einem mathematischen Problem<br />

an eine Reihe heran führen. Gesucht ist die Nullstelle f(x) = 0 der Funktion f(x). Zwar<br />

haben wir eine grobe Vorstellung, wo die Nullstelle liegen muss; wir haben auf Grund der<br />

Struktur der Funktion jedoch keine Möglichkeit, eine exakte Lösung zu finden. Eine einfache<br />

Möglichkeit ist Intervallschachtelung: wir bestimmen Funktionswerte für Argumente größer<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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