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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.5. DGL ZWEITER ORDNUNG AM BEISPIEL DES FEDERPENDELS 249<br />

Abbildung 7.6: Aperiodischer Grenzfall<br />

für zwei unterschiedliche Anfangsbedingungen:<br />

im Fall x 1 nähert sich die<br />

Lösung direkt der Ruhelage an, in x 2<br />

kommt es zu einem einmaligen Schwingen<br />

durch diese hindurch<br />

Aperiodischer Grenzfall<br />

§ 947 Der aperiodische Grenzfall ergibt sich für γ 2 = ω 2 0 und liegt damit zwischen dem<br />

Schwing- und dem Kriechfall. <strong>Physik</strong>alisch ist dieser Fall anschaulich insofern, als dass es<br />

zwar nach einen Nulldurchgang der Schwingung geben kann (die Dämpfung ist schwächer als<br />

im Kriechfall, bei dem es nicht zu einem Nulldurchgang kommt). Ein zweiter Nulldurchgang<br />

dagegen ist nicht mehr möglich – dafür ist die Dämpfung bereits zu stark. Daher ist es<br />

auch nicht möglich, die Periode der Schwingung zu bestimmen (oder überhaupt von einer<br />

Schwingung zu reden).<br />

§ 948 Mathematisch unterscheidet sich der aperiodische Grenzfall von Schwing- und Kriechfall<br />

dadurch, dass es wegen γ = ω 0 nur einen Eigenwert λ 1 = −γ gibt. Damit ergibt sich eine<br />

Lösung<br />

x 1 (t) = ae −γt .<br />

Diese eine Lösung ist jedoch nicht vollständig, insbesondere ist es nicht möglich, zwei allgemeine<br />

Anfangsbedingungen darin zu berücksichtigen. Um eine zweite Lösung zu finden,<br />

machen wir nochmals einen Exponentialansatz, jetzt jedoch mit der unabhängigen Variablen<br />

als Vorfaktor:<br />

x 2 (t) = t e −γt .<br />

Die Gesamtlösung hat dann die Form<br />

x(t) = x 1 (t) + x 2 (t) = (a + bt) e −γt .<br />

§ 949 Um zu zeigen, dass dieser Ausdruck die DGL löst, müssen wir nur noch zeigen, dass<br />

x 2 die DGL löst: das Superpositionsprinzip gewährleistet, dass die Summe zweier linear<br />

unabhängiger Lösungen einer DGL wieder Lösung der DGL ist. Die Ableitungen von x 2 (t)<br />

sind<br />

ẋ 2 = (1 − γt) e −γt und ẍ 2 = (−2γ + γ 2 t) e −γt .<br />

Einsetzen in die DGL liefert<br />

(−2γ + γ 2 t) + 2γ(1 − γt) + ω 2 0t = (−γ 2 + ω 2 0)t = 0 ,<br />

d.h. der Ansatz erfüllt wegen γ 2 = ω 2 0 die DGL.<br />

§ 950 Beginnt die Schwingung mit der maximalen Auslenkung, d.h. x(0) = x max und v(0) =<br />

0, so ergibt sich x max = a und wegen 0 = b − aγ auch b = γx max . Die Lösung wird damit<br />

x(t) = x max (1 − γt)e −γt .<br />

Der tatsächliche Kurvenverlauf hängt stark von den Anfangsbedingungen ab; es findet jedoch<br />

in keinem Fall eine Schwingung sondern maximal ein Nulldurchgang statt, siehe Abb. 7.6.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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