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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.10. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN IN MATLAB 295<br />

wobei solver der Name des Verfahrens ist, z.B. ode45, tspan einen Vektor enthält, der Anfang<br />

und Ende des Integrationsintervalls angibt, und x0 den Anfangswert enthält. Der letzte<br />

Parameter, options, ist optional und erlaubt die Übergabe von Parametern, die z.B. die Genauigkeit<br />

und die Art der Ausgabe der Lösung regeln. Die verschiedenen Lösungsverfahren<br />

sind in Tab. B.8 zusammen gefasst.<br />

Lösungsverfahren<br />

§ 1112 Die in Tab. B.8 aufgelisteten Verfahren zur Lösung gewöhnlicher Differentialgleichungen<br />

unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Genauigkeit und die benötigte Rechenzeit.<br />

Außerdem ist nicht jedes Lösungsverfahren für jede Art von DGL gleich gut geeignet. Daher<br />

kann keine allgemeine Empfehlung für ein bestes Verfahren gegeben werden sondern es muss<br />

ein dem speziellen Problem angepasstes Verfahren gefunden werden.<br />

§ 1113 Die wichtigste Unterscheidung ist die zwischen steifen und nicht-steifen Differentialgleichungen:<br />

eine Differentialgleichung wird als steif bezeichnet, wenn ihre Lösung eine<br />

abfallende Exponentialfunktion enthält deren Zeitkonstante sehr klein ist gegen das Intervall,<br />

in dem diese DGL gelöst werden soll. Ein Beispiel wäre ein radioaktiver Zerfall mit einer<br />

Abklingszeit im Bereich von Sekunden und einem Integrationsintervall von mehreren Tagen.<br />

Differentialgleichungen höherer Ordnung werden als steif bezeichnet, wenn sie Lösungen<br />

mit verschiedenen Zerfallskonstanten besitzen und sich diese um Größenordnungen unterscheiden.<br />

Die Bezeichnung steif geht möglicherweise auf die Untersuchung von Federpendeln<br />

mit sehr steifen Federn, d.h. Federn mit großen Federkonstanten und entsprechend hohen<br />

Schwingungsfrequenzen zurück.<br />

§ 1114 Die Details und Realisierungen der einzelnen Funktionen werden in der MatLab-<br />

Hilfe beschrieben, die eigentlichen Funktionen finden unter .\Toolbox\matlab\funfun.<br />

§ 1115 Alle in MatLab implementierten Lösungsverfahren unterscheiden sich von unseren<br />

handgestrickten Verfahren in drei wesentlichen Punkte:<br />

1. die Verfahren bestimmen ihre Genauigkeit bzw. es kann eine gewünschte Genauigkeit<br />

vorgegeben werden.<br />

2. die Verfahren sind adaptiv, d.h. es muss keine Schrittweite bzw. Schrittzahl vorgegeben<br />

werden – auch ist die Schrittweite nicht über das gesamte Lösungsintervall konstant.<br />

Adaptive Verfahren haben wir bereits bei der numerischen Integration in Abschn. 5.5.4<br />

kennen gelernt.<br />

3. die Verfahren kontrollieren die Stabilität der Lösung.<br />

Daher ist es im Gegensatz zu den Hand gestrickten Verfahren bei den in MatLab implementierten<br />

nicht erforderlich, sich Gedanken über die Schrittzahl/Gitterweite und deren Beziehung<br />

zur Genauigkeit der Lösungsverfahren zu machen – was Sie aber nicht von der Pflicht<br />

entbindet, eine numerische Lösung stets sorgfältig zumindest auf Plausibilität und korrekte<br />

Größenordnung zu überprüfen.<br />

Die wichtigsten Verfahren<br />

§ 1116 Die wichtigsten MatLab Verfahren zur Lösung gewöhnlicher Differentialgleichungen<br />

sind ode45 und ode23 sowie gegebenenfalls ode113. ode45 ist eine Kombination aus einem<br />

Runge–Kutta Verfahren 4. Ordnung mit einem 5. Ordnung, d.h. die Funktion wird in jedem<br />

Integrationsintervall durch Polynome entsprechender Ordnung angenähert. Die Kombination<br />

von zwei Ordnungen erlaubt die Überprüfung von Genauigkeit und Stabilität durch Vergleich.<br />

ode45 können wir als Standardverfahren adoptieren: es ist relativ schnell, es ist ein<br />

1-stufiges Verfahren (wir benötigen keine Zwischengitter wie beim Leapfrog) und es ist in<br />

seiner Genauigkeit (Ordnung der Abweichungen) von mittlerer Qualität – was, wie wir beim<br />

handgestrickten Verfahren gesehen haben, schon recht genau ist. ode23 basiert ebenfalls auf<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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