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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.2. ÜBERSICHT 231<br />

§ 889 Die DGL in § 888 ist bereits recht umfangreich, da sie drei auf die Masse wirkende<br />

Kräfte berücksichtigt. Diese Kräfte hängen nicht explizit von der unabhängigen Variablen,<br />

der Zeit t, ab. Diese Form der DGL wird als homogene Differentialgleichung bezeichnet.<br />

Eine von der unabhängigen Variablen abhängende Kraft ergibt sich z.B. dann, wenn wir das<br />

Federpendel zusätzlich zu festen Zeiten anstoßen. Mit dieser zeitabhängigen Kraft F (t), z.B.<br />

F (t) = sin t, ergibt sich eine inhomogene Differentialgleichung<br />

mẍ = −kx − βv − mg + F (t) .<br />

Der zusätzliche Term F (t) wird als Inhomogenität oder Störglied bezeichnet: die homogene<br />

SGL beschreibt das System Federpendel für den Fall, dass es sich selbst überlassen wird.<br />

Die inhomogene DGL beschreibt sein Verhalten unter dem Einfluss einer äußeren Störgröße,<br />

formal beschrieben durch die Inhomogenität.<br />

7.1.2 Mathematische Motivation<br />

§ 890 Gewöhnliche Differentialgleichungen sind ein Beispiel für den Einfluss der <strong>Physik</strong> auf<br />

die Weiterentwicklung der <strong>Mathematik</strong>. Ein physikalisches Problem, das zweite Newton’sche<br />

Gesetz, führt auf ein neues mathematisches Konstrukt, die Differentialgleichung. Die ersten<br />

mathematischen Ansätze in der Untersuchung von Differentialgleichungen haben sich<br />

daher im wesentlichen auf die Lösung gewöhnlicher linearer Differentialgleichungen zweiter<br />

Ordnung beschränkt – eine Einschränkung, die wir in diesem Kapitel größtenteils aufrecht<br />

erhalten wollen; lediglich die DGLs erster Ordnung werden auf Grund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />

zusätzlich betrachtet.<br />

§ 891 Die mathematisch wichtigen Begriffe betreffen nicht die Technik zur Lösung einer<br />

DGL: diese kann durch Integration gelöst werden – ein Verfahren, dass in der Methode der<br />

Separation der Variablen für DGLs erster Ordnung noch offensichtlich ist. Mathematisch<br />

interessante Konzepte betreffen das Superpositionsprinzip und die Zusammensetzung der<br />

Lösung einer inhomogenen DGL aus der allgemeinen Lösung der zugehörigen homogenen<br />

DGL und einer partikulären Lösung der inhomogenen DGL.<br />

§ 892 Das Superpositionsprinzip werden wir am Beispiel der DGL zweiter Ordnung kennen<br />

lernen: zwei beliebige, linear unabhängige Lösungen einer DGL können als Basen eines Raumes<br />

interpretiert werden, der die gesamte Mannigfaltigkeit an Lösungen darstellt; wir haben<br />

diese Idee bereits in § 887 verwendet, als wir die Lösung der Bewegungsgleichung für das Federpendel<br />

als Linearkombination der beiden Winkelfunktionen Sinus und Kosinus angegeben<br />

haben. Diese Idee ist bereits vom Vektorraum bekannt: mit Linearkombinationen von zwei<br />

linear unabhängigen Basen können wir alle Punkte im zweidimensionalen Raum beschreiben.<br />

Für den n-dimensionalen Raum (und damit die DGL n ter Ordnung) werden entsprechend n<br />

linear unabhängige Basisvektoren benötigt usw.<br />

§ 893 Auch das zweistufige Verfahren zur Lösung einer inhomogenen DGL ist eine, wenn<br />

auch indirekte Folge, des Superpositionsprinzips. Da die inhomogene DGL nicht mehr linear<br />

ist, gilt für ihre Lösungen das Superpositionsprinzip nicht. Da sich aber zeigen lässt,<br />

dass die Differenz zweier Lösungen der inhomogenen DGL die homogene DGL erfüllt, lässt<br />

sich im Umkehrschluss zeigen, dass die Lösung der inhomogenen DGL sich zusammensetzt<br />

aus der allgemeinen Lösung der homogenen DGL plus einer partikulären Lösung der inhomogenen<br />

DGL: wir benötigen zur Beschreibung des durch eine äußere Kraft F (t) gestörten<br />

Federpendels einerseits eine allgemeine Beschreibung (allgemeine Lösung) der Bewegung des<br />

ungestörten Pendels und andererseits eine spezielle Beschreibung (partikuläre Lösung) des<br />

Verhaltens des gestörten Pendels, die sich genau auf diese spezielle Störung bezieht.<br />

7.2 Übersicht<br />

§ 894 Im Zusammenhang mit den physikalischen Beispielen sind Sie bereits einer ersten<br />

Klassifikation von Differentialgleichungen begegnet: der DGL erster Ordnung beim radioakc○<br />

M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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