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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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384 KAPITEL 10. VEKTORANALYSIS<br />

Abbildung 10.7: Parametrisierung<br />

eines halbkreisförmigen<br />

Pfades<br />

mit t ≥ 0. Wir stellen also den Ort ⃗r des Körpers nicht in Abhängigkeit von den räumlichen<br />

Koordinaten x und y dar sondern in Abhängigkeit von einem einzigen Parameter, der Zeit t.<br />

Wenn wir bei dieser anschaulichen Vorstellung bleiben, können wir den vom Körper entlang<br />

seiner Flugbahn zurückgelegten Weg s beschreiben als Bogenlänge s = ∫ v(t) dt.<br />

Die Bogenlänge<br />

§ 1440 In der vektoriellen Darstellung können wir mit Hilfe der Integration<br />

⃗r(t) =<br />

∫ t<br />

t 0<br />

⃗v dt<br />

den Ort eines Körpers zur Zeit t bestimmen. Den vom Körper im Zeitintervall von t 0 bis t<br />

zurück gelegten Weg erhalten wir jedoch nicht als den Ausdruck ⃗r(t) − ⃗r(t 0 ); diese Differenz<br />

liefert nur den Abstand zwischen den beiden Orten, nicht jedoch den dazwischen zurück<br />

gelegten Weg. So erreicht ein Läufer nach jeder Runde um den Sportplatz wieder seinen<br />

Ausgangsort ⃗r(t 0 ), so dass obige Differenz verschwindet: er wird allerdings energisch gegen<br />

die Unterstellung protestieren, dass er dabei keinen Weg zurück gelegt hätte.<br />

§ 1441 Dieser entlang der Bahn zurück gelegte Weg ist die Bogenlänge, definiert als<br />

Definition 88 Die Bogenlänge s ist die Länge der Raumkurve, gemessen entlang der gekrümmten<br />

Kurve:<br />

s =<br />

∫ t 2<br />

t 1<br />

∣ ∫t 2<br />

∣∣∣ d⃗r<br />

dt ∣ dt = |˙⃗r| dt . (10.13)<br />

t 1<br />

§ 1442 Zur Bestimmung der Bogenlänge ist also wieder die geeignete Parametrisierung des<br />

Weges erforderlich. Das ist auch das einzige Problem bei der Bestimmung des Linienintegrals.<br />

Ein Beispiel für eine Parametrisierung in kartesischen Koordinaten haben wir bereits in § 716<br />

kennen gelernt.<br />

§ 1443 Den Weg entlang eines Kreises (oder des Teils eines Kreises) parametrisieren wir am<br />

besten in Polarkoordinaten. Betrachten wir als Beispiel eine Bewegung von ⃗r 1 = (R, 0) nach<br />

⃗r 2 = (−R, 0) entlang eines Halbkreises, siehe auch Abb. 10.7. Die Bewegung lässt sich am<br />

einfachsten in Polarkoordinaten darstellen. Da es sich um eine kreisförmige Bahn handelt,<br />

ist der radiale Abstand konstant und durch den Radius R des Kreises gegeben. Den Ort<br />

eines Körpers zu jedem beliebigen Zeitpunkt t können wir durch die Angabe des Winkels ϕ<br />

eindeutig bestimmen, d.h. der Winkel ϕ ist zur Parametrisierung dieser Bewegung geeignet.<br />

Für den betrachteten Halbkreis läuft der Winkel im Bereich 0 ≤ ϕ ≤ π. Zur Bestimmung<br />

der Bogenlänge müssen wir nun den Ort ⃗r(ϕ) in Abhängigkeit von diesem Parameter, d.h.<br />

in Polarkoordinaten ausdrücken, dann die Ableitung ˙⃗r bilden und dann in (10.13) einsetzen:<br />

⃗r =<br />

( )<br />

R cos ϕ<br />

R sin ϕ<br />

⇒<br />

( )<br />

−R sin ϕ<br />

˙⃗r =<br />

R cos ϕ<br />

Das Ergebnis entspricht unseren Erwartungen.<br />

⇒ s =<br />

∫ π<br />

ϕ=0<br />

R dϕ = πR .<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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