12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

7.3. DIFFERENTIALGLEICHUNGEN 1. ORDNUNG 237<br />

7.3.2 Lineare inhomogene DGL erster Ordnung<br />

§ 916 Bei der inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung verschwindet die Inhomogenität<br />

g(t) in Def. 61 nicht, d.h. es ist die Differentialgleichung<br />

ẋ = a(t) x + g(t)<br />

zu lösen. Dieser Typ von DGL ist stets analytisch lösbar. Dazu wird zuerst die homogene Differentialgleichung<br />

ẋ = a(t)x durch Separation der Variablen gelöst; die Integrationskonstante<br />

wird noch nicht bestimmt. Dann wird eine beliebige spezielle Lösung x p der inhomogenen<br />

Differentialgleichung bestimmt:<br />

Satz 16 Die allgemeine Lösung einer linearen Differentialgleichung ergibt sich als die Summe<br />

einer speziellen inhomogenen Lösung und der allgemeinen homogenen Lösung.<br />

§ 917 Zur Lösung der inhomogenen Gleichung gibt es zwei Verfahren:<br />

• die Methode der Variation der Konstanten ist ein sehr formales Verfahren. Es funktioniert<br />

zwar immer, allerdings können einige unhandliche Ausdrücke entstehen.<br />

• die Methode des Aufsuchens einer partikulären Lösung ist ein Verfahren, das im englischen<br />

Sprachraum als educated guess bezeichnet wird. Hier wird ein Ansatz für die partikuläre<br />

Lösung der inhomogenen DGL in Anlehnung an die Form der Inhomogenität gemacht.<br />

Das Verfahren ist handlich und funktioniert im Gegensatz zur Variation der Konstanten<br />

auch bei DGLs zweiter Ordnung. Es setzt allerdings etwas Erfahrung voraus – fangen sie<br />

rechtzeitig mit dem Üben an.<br />

Variation der Konstanten<br />

§ 918 Ausgangsgleichung ist die inhomogene lineare DGL erster Ordnung<br />

ẋ = a(t) x + g(t) . (7.8)<br />

Für den homogenen Teil ẋ = a(t) x ist die allgemeine Lösung x H durch Separation der<br />

Variablen gemäß (7.6) bestimmt zu<br />

{∫ }<br />

x H = c exp a(t) dt . (7.9)<br />

Die Integrationskonstante c wird an dieser Stelle nicht aus den Anfangsbedingungen bestimmt<br />

sondern durch eine unbekannte Funktion c(t) ersetzt. Der Produktansatz<br />

{∫ }<br />

x = c(t) exp a(t) dt<br />

(7.10)<br />

soll die inhomogene DGL lösen. Dazu leiten wir (7.10) unter Verwendung der Produkt- und<br />

Kettenregel ab:<br />

{∫ } {∫ }<br />

ẋ = c(t) a(t) exp a(t)dt + ċ(t) exp a(t)dt . (7.11)<br />

Einsetzen von (7.10) und (7.11) in (7.8) ergibt<br />

{∫ } {∫ }<br />

ca(t) exp a(t)dt + ċ exp a(t)dt<br />

{∫<br />

= ca(t) exp<br />

}<br />

a(t)dt + g(t)<br />

und damit als Differentialgleichung für die noch unbekannte Funktion c(t):<br />

{ ∫ }<br />

ċ(t) = g(t) exp − a(t)dt .<br />

Diese Differentialgleichung kann direkt integriert werden.<br />

∫ { ∫ }<br />

c(t) = g(t) exp − a(t)dt dt + C .<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!