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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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234 KAPITEL 7. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

7.3 Differentialgleichungen 1. Ordnung<br />

§ 905 Eine gewöhnliche Differentialgleichung erster Ordnung ist eine DGL, die nur die Ableitung<br />

erster Ordnung der gesuchten Funktion enthält, nicht jedoch höhere Ableitungen.<br />

Außerdem kann die DGL erster Ordnung noch die Funktion selbst, einen konstanten Term<br />

oder die unabhängige Variable enthalten. Für uns sind nur lineare DGLs von Interesse, so<br />

dass die folgende Definition die uns interessierenden Gleichungen vollständig beschreibt:<br />

Definition 61 Eine Differentialgleichung erster Ordnung heißt linear, wenn sie in der Form<br />

ẋ = a(t) x + g(t)<br />

darstellbar ist.<br />

§ 906 Die Funktion g(t) wird als Störfunktion oder Störglied bezeichnet. Fehlt das Störglied,<br />

so handelt es sich um eine homogene lineare Differentialgleichung erster Ordnung. Ist g(t)<br />

von Null verschieden, so wird die DGL als inhomogen bezeichnet. Der Zusatzterm g(t) ist<br />

die Inhomogenität.<br />

§ 907 Die Lösung einer inhomogenen DGL setzt sich zusammen aus der allgemeinen Lösung<br />

der homogenen DGL und einer speziellen Lösung der inhomogenen DGL. Daher ist, unabhängig<br />

von der Ordnung, das Lösungsverfahren der inhomogenen DGL zweistufig:<br />

1. bestimme als erstes die Lösung der homogenen DGL. Dazu gibt es, zumindest für DGLs<br />

erster und zweiter Ordnung, Standardverfahren.<br />

2. bestimme dann eine spezielle Lösung der inhomogenen DGL.<br />

Die Gesamtlösung ist die Summe dieser beiden Lösungen; die noch in der Gesamtlösung enthaltenen<br />

Integrationskonstanten können aus den Anfangs- bzw. Randbedingungen bestimmt<br />

werden.<br />

7.3.1 Lineare homogene DGL erster Ordnung<br />

§ 908 Bevor wir mit der Lösung der homogenen DGL beginnen, definieren wir, was eine<br />

homogene lineare DGL erster Ordnung sein soll:<br />

Definition 62 Eine lineare homogene Differentialgleichung erster Ordnung ist eine Bestimmungsgleichung<br />

für eine Funktion x(t), in der nur die Funktion x, ihre erste Ableitung ẋ, die<br />

gegebenenfalls von t abhängige Proportionalitätskonstante a sowie gegebenenfalls eine additive<br />

Konstante b auftreten:<br />

ẋ = a(t) x + b .<br />

§ 909 Die additive Konstante b stellt keine Inhomogenität dar, da eine Inhomogenität von<br />

der unabhängigen Variablen t abhängen muss. Zur Lösung einer homogenen DGL erster<br />

Ordnung bieten sich zwei Verfahren an:<br />

• Separation der Variablen: das Verfahren ist anschaulich und hat den Vorteil, dass die<br />

Integration offensichtlich ist, kann aber bei b ≠ 0 etwas mehr Aufwand bei der Integration<br />

erfordern.<br />

• Lösung mit Hilfe eines Exponentialansatzes: hier wird eine Form der Lösung angenommen<br />

und in die DGL eingesetzt. Mit der sich dabei ergebenden Eigenwertgleichung werden die<br />

Parameter (bzw. bei der DGL erster Ordnung der Parameter) der Lösung fest gelegt. Der<br />

Exponentialansatz ist jedoch nur bei DGLs mit konstantem Koeffizienten a hilfreich.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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