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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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34 KAPITEL 1. VEKTOREN<br />

§ 162 Alle möglichen Sätze von Basisvektoren, die diesen Raum beschreiben, sind mathematisch<br />

äquivalent – das für uns so gewohnte kartesische Koordinatensystem ist ein Spezialfall<br />

dessen einzige Bedeutung darin liegt, dass wir es gewohnt sind (und es sich auf Karopapier<br />

so gut zeichnen lässt). 13 Allen diesen Sätzen von Basisvektoren ist gemein, dass wir drei Basisvektoren<br />

brauchen – und diese linear unabhängig sein müssen, d.h. es darf sich nicht einer<br />

als die Summe der beiden anderen darstellen lassen, ⃗e 1 = λ⃗e 2 + µ⃗e 3 , da er in diesem Fall in<br />

der von den beiden anderen Vektoren aufgespannten Ebene liegen würde.<br />

§ 163 Wir haben die Basisvektoren bisher nur anschaulich eingeführt. Da sie nicht nur für<br />

die Darstellung von Orten im Raum relevant sind sondern auch dessen Dimension bestimmen,<br />

sollten wir eine mathematische Definition vornehmen:<br />

Definition 12 Die Basis eines Vektorraums V ist eine Menge von Vektoren E = {⃗e 1 , . . . , ⃗e N }<br />

mit deren Hilfe alle Vektoren des Vektorraumes eindeutig ausgedrückt werden können:<br />

∀⃗v ∈ V : ∃λ i ∈ R mit ⃗r =<br />

N∑<br />

λ i ⃗e i .<br />

i=1<br />

Die skalaren Größen λ i sind die Koordinaten von ⃗v im Bezug auf die Basis E.<br />

§ 164 Alle Basen zu einem gegebenen Vektorraum V enthalten die gleiche Zahl von Basisvektoren.<br />

14 Daher lässt sich diese Zahl zur Charakterisierung des Vektorraums verwenden;<br />

sie wird als Dimension bezeichnet:<br />

Definition 13 Die Dimension eines Vektorraums ist bestimmt durch die Zahl von Basisvektoren,<br />

die erforderlich ist, um die Position jedes Ortes im Raum (und damit jeden Vektor)<br />

eindeutig zu beschreiben.<br />

§ 165 Zurück zur Anfangs gestellten Frage nach der Zahl verschiedener Vektorräume. Da<br />

alle Basissysteme im R n durch Transformation in einander überführt werden können, gibt es<br />

nur einen einzigen Vektorraum der Dimension n, oder formal:<br />

Definition 14 Es gibt nur einen Vektorraum der Dimension n, bezeichnet als R n . Mathematisch<br />

sind alle Vektorräume mit Dimension n identisch mit R n , auch wenn sie durch<br />

unendlich viele verschiedene Basen dargestellt werden können.<br />

1.6.3 Abstandsmessung im Vektorraum: Skalarprodukt<br />

§ 166 Sind wir Pythagoras wirklich näher gekommen? Das Dreieck können wir im R 2 mit<br />

Hilfe von Vektoren beschreiben – den eigentlichen Satz des Pythagoras jedoch nicht, da dieser<br />

keine Vektoren beinhaltet sondern Skalare: a 2 + b 2 = c 2 mit a, b, c ∈ R. Damit sind die a, b, c<br />

aber nicht Element des Vektorraums R 2 . Die bisher definierten Operationen, Addition und<br />

Multiplikation mit einem Skalar, sind hier nicht hilfreich; wir können sie nur verwenden,<br />

um zu überprüfen, ob ein Vektor in die gleiche Richtung weist wie ein anderer oder in der<br />

von zwei anderen Vektoren aufgespannten Ebene liegt. Die Überprüfung auf Linearität ist in<br />

den Axiomen des Vektorraums verankert, nicht jedoch das Konzept einer Länge oder eines<br />

Winkels – wir können mit dem bisher behandelten noch nicht einmal den rechten Winkel<br />

für das Dreieck des Pythagoras im Vektorraum beschreiben. Den Abstand zwischen zwei<br />

Vektoren im Raum können wir ebenfalls nicht beschreiben: auch dies wäre ein Skalar.<br />

13 Die Orthogonalität der Einheitsvektoren ist ebenfalls eine angenehme Eigenschaft des kartesischen Koordinatensystems<br />

– die Einheitsvektoren in Polar-, Zylinder- und Kugelkoordinaten erfüllen diese Eigenschaft<br />

ebenfalls.<br />

14 Das Statement lässt sich relativ einfach durch Widerspruch zeigen, in dem man einen beliebigen Vektor<br />

aus V in zwei Basen mit unterschiedlichen Zahlen von Basisvektoren darzustellen versucht und dann eine<br />

Transformation von einem in das andere Basissystem vornimmt.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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