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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.5. DGL ZWEITER ORDNUNG AM BEISPIEL DES FEDERPENDELS 247<br />

Abbildung 7.4: Lösung für die<br />

gedämpfte Schwingung im Schwingfall:<br />

die Schwingungsfrequenz ist<br />

geringer als die der ungedämpften<br />

Schwingung (ω < ω 0 ) und die<br />

Amplitude nimmt mit e −γt ab<br />

beschrieben. Der Exponentialansatz x = e λt liefert wegen ẋ = λe λt = λx und ẍ = λ 2 e λt =<br />

λ 2 x<br />

λ 2 x + 2λγx + ω 2 0x = 0<br />

und damit als charakteristische Gleichung für die nicht-triviale Lösung x ≠ 0<br />

λ 2 + 2λγ + ω 2 0 = 0 .<br />

Für die Eigenwerte λ 1,2 ergibt sich daraus<br />

√<br />

λ 1,2 = −γ ± γ 2 − ω0 2 .<br />

§ 942 Die Eigenschaften der Lösung sind, wie bereits in Abschn. 7.4.1 beschrieben, vom<br />

Radikanden abhängig:<br />

• γ 2 < ω 2 0 liefert zwei komplexe Eigenwerte und beschreibt den Schwingfall: hier ist die durch<br />

γ quantifizierte Reibung nicht groß genug, um die Schwingung völlig zu unterdrücken;<br />

stattdessen wird die Amplitude der Schwingung gedämpft:<br />

x(t) = e −γt (a cos(ω 0 t) + b sin(ω 0 t)) .<br />

• γ 2 > ω 2 0 liefert zwei reelle Lösungen und beschreibt den Kriechfall. Hier ist die Dämpfung<br />

so stark, dass sich der Oszillator der Ruhelage annähert ohne dass es zu einem Schwingen<br />

durch diese kommt:<br />

x(t) = e −γt ( ae˜ωt + be −˜ωt) .<br />

• γ 2 = ω 2 0 liefert eine reelle Lösung und beschreibt den aperiodischen Grenzfall: auch hier<br />

ist die Dämpfung zu stark, als dass es noch zu einer Schwingung kommt. Der Oszillator<br />

nähert sich der Ruhelage an, kann aber im Gegensatz zum Kriechfall in Abhängigkeit von<br />

den Anfangsbedingungen noch einmal durch diese hindurch schwingen:<br />

x(t) = (a + bt) e −γt .<br />

Schwingfall (schwache Dämpfung)<br />

§ 943 Für den Schwingfall ergeben sich die komplexen Eigenwerte<br />

√<br />

√<br />

λ 1,2 = −γ ± ı ω0 2 − γ2 = −γ ± iω mit ω = ω0 2 − γ2 .<br />

Die (komplexwertige) Lösung ist damit<br />

x c (t) = e −γt ( Ae ıω0t + Be −iω0t) mit A, B, x c ∈ C ∧ γ, ω 0 , t ∈ R<br />

mit komplexwertigen Integrationskonstanten A und B. Der physikalisch relevante Teil der<br />

Lösung ist wieder der Realteil von x c (t):<br />

x(t) = R{x c (t)} = e −γt (a cos(ω 0 t) + b sin(ω 0 t)) mit a, b, γ, ω 0 , x, t ∈ R . (7.19)<br />

Bis auf den die Dämpfung beschreibenden Vorfaktor e −γt ergibt sich die Lösung des harmonischen<br />

Oszillators, siehe Abb. 7.4, allerdings ist die Frequenz ω gegenüber der Frequenz ω 0<br />

der freien Schwingung verringert.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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