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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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10.1. MOTIVATION 371<br />

Abbildung 10.2: Egal wie stark<br />

strukturiert die Strömung am Anfang<br />

des Flusses ist (links), für den<br />

Turbinenbetreiber oder Wasserregulierer<br />

am Wehr interessiert nur<br />

der Fluss durch letzteres (rechts)<br />

nur noch über eine skalare Größe, so dass das Integral mit den in Kap. 5 bereit gestellten<br />

mathematischen Werkzeugen zu lösen ist.<br />

§ 1386 Zwei Wege in einem Kraftfeld mit Hilfe des Linienintegrals zu vergleichen ist sicherlich<br />

möglich. Aber die Aussage, die wir daraus über das Kraftfeld machen können, ist nur<br />

begrenzt nützlich: sind die beiden Linienintegrale verschieden, so wissen wir, dass das Kraftfeld<br />

nicht konservativ ist. Aber was lernen wir, wenn die beiden Linienintegrale gleich sind?<br />

Wir können dann nicht ausschließen, dass das Kraftfeld konservativ ist. Aber wir können es<br />

auch nicht beweisen, da wir dazu entlang aller möglichen Wege das Linienintegral bestimmen<br />

müssten. Oder wir bestimmen einfach die Rotation des Feldes: verschwindet diese, so lässt<br />

sich das Kraftfeld als der Gradient eines skalaren Potentials darstellen und ist konservativ.<br />

§ 1387 Das Linienintegral wird uns ferner helfen, die anschauliche Interpretation der Rotation<br />

als Wirbelstärke etwas formaler zu begründen. Mit Hilfe des Stokes’schen Integralsatzes<br />

werden wir einen Zusammenhang zwischen der lokalen Größe Rotation und der globaleren<br />

Größe eines Linienintegrals kennen lernen. Dieser Integralsatz ermöglicht es auch, Faraday’s<br />

und Ampere’s Gesetze von der aus der Schule bekannten Integralform in eine differentielle<br />

Form unter Verwendung der Rotation zu überführen.<br />

§ 1388 Mit (10.1) haben wir das Integral entlang eines Weges in einem Feld eingeführt. Neben<br />

diesem Linienintegral gibt es ein weiteres Integral über ein Feld, das (Ober-)Flächenintegral.<br />

Auch dieses können wir uns aus einer physikalischen Situation heraus veranschaulichen. Betrachten<br />

wir dazu das Geschwindigkeitsfeld einer Strömung, z.B. eines eher wild dahin strudelnden<br />

Gebirgsbaches (Abb. 10.2). Auch wenn Sie vielleicht versucht sind, die vielen Wirbel<br />

mit Hilfe der Rotation formal zu beschreiben, den Besitzer des Kleinkraftwerks oder den<br />

Wasserregulierer an einem Wehr etwas weiter stromabwärts interessieren diese Wirbel nicht.<br />

Er möchte vielmehr wissen, wie viel Wasser durch seine Turbine/Wehr strömt und wie viel<br />

elektrische Energie sich mit diesem Wasser erzeugen lässt.<br />

§ 1389 Hier ist die relevante Größe der Fluss<br />

∫<br />

Φ = ⃗v · dS<br />

⃗<br />

des Vektorfeldes ⃗v durch die von den Flächenelementen d ⃗ S gebildete Fläche der Turbine. Auch<br />

in diesem Fall ist nicht nur der Integrand sondern auch das Differential eine vektorielle Größe.<br />

Ähnlich wie beim Linienintegral müssen wir auch bei hier das d ⃗ S geeignet parametrisieren,<br />

um das Flächenintegral in ein gewöhnliches Integral zu überführen. Der so definierte Fluss und<br />

das Flächenintegral werden uns bei der formalen Interpretation der Divergenz als Quellstärke<br />

hilfreich sein. Auch hier gibt es einen Integralsatz, mit dessen Hilfe wir z.B. das Gauß’sche<br />

Gesetz des elektrischen Feldes von der aus der Schule bekannten integralen Form in die in<br />

§ 1382 gegebene differentielle Form überführen können.<br />

§ 1390 Diese Besessenheit mit der Umformung von integralen zu differentiellen Formulierungen<br />

der Maxwell’schen Gleichungen hat verschiedenen Gründe. Wir werden nur einen<br />

betrachten: während die integralen Formen der Gleichungen anschaulich leicht verständlich<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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