12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3.2. GRUNDLAGEN 87<br />

Abbildung 3.4: Die Funktion hat an der<br />

Stelle x = 2 zwar einen Grenzwert, ist dort<br />

aber nicht definiert. Annäherung an x = 2<br />

von links und rechts führt zu unterschiedlichen<br />

Grenzwerten, dem linksseitigen und<br />

dem rechtsseitigen<br />

im Funktionsplot nicht einmal als Lücke wahrnehmbare Stelle wie in Abb. 3.5. In letzterem<br />

Fall hat die Funktion an ihrer Definitionslücke einen Grenzwert: es ist egal, ob wir uns von<br />

links oder rechts an die Stelle x = 0 annähern, die Funktion strebt immer gegen den Wert 1.<br />

In diesem Fall sind rechts- und linksseitiger Grenzwert identisch.<br />

§ 346 Bei der Funktion in Abb. 3.4 dagegen ergeben sich bei Annäherung an die Definitionslücke<br />

von rechts und links unterschiedliche Grenzwerte, d.h. rechts- und linksseitiger<br />

Grenzwert sind nicht identisch.<br />

§ 347 Eine alternative Definition des Grenzwerts bietet einen Hinweis auf eine mögliche<br />

Rechentechnische Behandlung von Grenzwerten und basiert auf dem ε, δ-Kriterium:<br />

Definition 30 Die Funktion y = f(x) besitzt an der Stelle x = a den Grenzwert g, wenn es<br />

für alle ε > 0 ein δ > 0 gibt derart, dass |f(x) − g| < ε für alle x ∈ R mit |x − a| < δ.<br />

Diese Definition wird häufig so gelesen, dass es zu jedem noch so kleinen ε einen Wert δ gibt,<br />

so dass in einer ε-Umgebung um g alle Funktionswerte aus der δ-Umgebung von a liegen.<br />

Polstelle<br />

§ 348 Bevor wir uns der Funktion in Abb. 3.5 zuwenden, betrachten wir noch ein Zahlenbeispiel<br />

für den Grenzwert. Die Funktion<br />

f(x) = 4 + x<br />

x + 1<br />

ist an der Stelle x = −1 nicht definiert. Bilden wir den linksseitigen Grenzwert, so erhalten<br />

wir (unter Verwendung des ε, δ-Kriteriums in vereinfachter Schreibweise)<br />

x + 4<br />

lim<br />

x→−1 − x + 1 = lim −1 − ε + 4<br />

ε→0 −1 − ε + 1 = lim 3 − ε<br />

ε→0 −ε = −∞ .<br />

Für den rechtsseitigen Grenzwert dagegen ergibt sich<br />

x + 4<br />

lim<br />

x→−1 + x + 1 = lim −1 + ε + 4<br />

ε→0 −1 + ε + 1 = lim 3 + ε<br />

= +∞ .<br />

ε→0 ε<br />

§ 349 Die beiden unterschiedlichen Grenzwerte der Funktion in Bsp. 348 haben eine weitere<br />

Besonderheit. Sie sind nicht einfach nur unterschiedlich wie in Abb. 3.4 sondern die Funktion<br />

strebt hier gegen Unendlich. Eine derartige ausgezeichnete Stelle wird als Pol bezeichnet:<br />

Definition 31 Stellen, in deren unmittelbarer Umgebung die Funktionswerte über alle Grenzen<br />

hinaus fallen oder wachsen, heißen Pole oder Unendlichkeitsstellen der Funktion.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!