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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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11.6. DIFFUSION 433<br />

11.6.5 Dreidimensionale Diffusionsgleichung<br />

§ 1612 Die Lösung der dreidimensionalen Diffusionsgleichung in einem homogenen Medium,<br />

d.h. in einem Medium, in dem der Diffusionskoeffizient nicht vom Ort abhängt, ist ähnlich der<br />

Lösung für die eindimensionale Diffusion. Betrachten wir die Ausbreitung von einer Quelle<br />

am Ort r = 0. Bei isotroper Diffusion der Teilchen stellt sich eine Verteilung ein, die zwar vom<br />

Abstand von der Quelle abhängt, nicht jedoch von ϕ oder ϑ. Dann interessiert nur, wie schnell<br />

sich die Teilchen von einer Schale bei r auf eine Schale bei r +∆r ausbreiten. Dies wird durch<br />

einen radialen Diffusionskoeffizienten D r beschrieben. Dieser Diffusionskoeffizient kann als ein<br />

effektiver Diffusionskoeffizient interpretiert werden, er ist kleiner als der Diffusionskoeffizient<br />

D, da in D auch die Bewegung der Teilchen in ϑ- und ϕ-Richtung enthalten ist.<br />

§ 1613 Für diese Situation erhalten wir als Lösung der Diffusionsgleichung für eine δ-Injektion<br />

im Ursprung<br />

( )<br />

N 0<br />

n(r, t) = √ 4πDr t 3 exp − r2<br />

. (11.43)<br />

4D r t<br />

Für eine Injektion an einem beliebigen Ort ⃗r ′ ergibt sich<br />

(<br />

N 0<br />

n(⃗r, t) = √ 4πDr t 3 exp − (⃗r − ⃗r′ ) 2 )<br />

.<br />

4D r t<br />

Auch hier lassen sich ausgedehnte Injektionen durch eine Faltung beschreiben.<br />

Zwischenrechnung 64 Zeigen Sie, dass dieser Ausdruck die dreidimensionale Diffusionsgleichung<br />

löst.<br />

11.6.6 Separationsansatz<br />

§ 1614 Bisher haben wir die Diffusions- bzw. Wärmeleitungsgleichung nur für sehr eingeschränkte<br />

Fälle, insbesondere eine δ-Funktion als Injektion, betrachtet. Daraus lässt sich<br />

durch Faltung analog zum Poisson-Integral auch eine Lösung für ausgedehnte Injektionen<br />

bestimmen. Vor der Wellengleichung kennen wir noch ein anderes Lösungsverfahren, den<br />

Separationsansatz.<br />

§ 1615 Ein derartiger Ansatz wurde von Fourier bei der Untersuchung der Wärmeleitung im<br />

Erdboden aufgestellt, daher werden wir hier die (formal der Diffusionsgleichung identische)<br />

eindimensionale Wärmeleitungsgleichung<br />

∂T<br />

∂t = κ ∂2<br />

∂x 2 mit κ = λ cϱ<br />

betrachten (vgl. § 1597). Mit dem Separationsansatz T (x, t) = X(x)T (t) erhalten wir mit λ<br />

als Separationskonstante<br />

κ ∂2 X<br />

∂x 2 + λX = 0 und ∂T<br />

∂t + λT = 0 .<br />

Die erste Gleichung ist eine gewöhnliche DGL 2 ter Ordnung, die zweite eine DGL erster<br />

Ordnung. Für die Lösung ergibt sich daher eine Mischung aus Exponential- und trigonometrischen<br />

Funktionen. Drücken wir letztere ebenfalls über eine Exponentialfunktion aus, so<br />

erhalten wir für die allgemeine Lösung der Wärmeleitungsgleichung<br />

T (x, t) = ∑ λ<br />

[<br />

A λ exp<br />

(<br />

i √ λ/κ x<br />

)<br />

+ B λ exp<br />

(<br />

−i √ λ/κ x<br />

)]<br />

C λ exp(−λt) .<br />

§ 1616 Fouriers Anwendungsbeispiel betraf die Erwärmung des Erdbodens durch die solare<br />

Einstrahlung. Die Temperatur an der Erdoberfläche ist leicht zu beobachten, aber wie sieht<br />

es mit dem Temperaturverlauf in der Tiefe aus? Der Einfachheit halber nehmen wir an,<br />

dass die Temperatur an der Erdoberfläche mit der Jahreszeit variiert gemäß T 0 cos(ωt) mit<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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