12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

126 KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG<br />

Abbildung 4.3: Diese Funktion<br />

ist stetig aber nicht<br />

differenzierbar<br />

Die Funktion ist jedoch in diesem Punkt nicht differenzierbar: nähert man sich von links<br />

an, so ist der Differentialquotient überall identisch Null. Bei Annäherung von rechts dagegen<br />

beträgt der Differentialquotient überall eins, d.h. links- und rechtsseitiger Grenzwert des<br />

Differenzenquotienten sind verschieden. Die Ableitung der Funktion lässt sich also nur für<br />

x ≠ 0 bestimmen zu<br />

{<br />

f ′ 1 falls x > 0<br />

(x) =<br />

0 falls x < 0 .<br />

Anschaulich bedeutet die nicht-Differenzierbarkeit der Funktion in x = 0, dass es in diesem<br />

Punkt keine eindeutige Tangente an den Funktionsgraphen gibt. Derartige Knicke werden<br />

uns bei der Koch’schen Schneeflocke in Abschn. 6.5.1 und insbesondere Abb 6.6 nochmals<br />

begegnen.<br />

§ 493 Hieraus können wir zu einer einfachen anschaulichen Definition für Differenzierbarkeit<br />

gelangen: eine Funktion ist differenzierbar, wenn es in jedem Punkt der Funktion eine<br />

eindeutig bestimmte Tangente gibt. Diese anschauliche Erläuterung ist äquivalent zu Def. 42.<br />

§ 494 Differenzierbarkeit ist eine Eigenschaft der Funktion f(x), sagt aber noch nichts über<br />

die Eigenschaften der Ableitung. Die Funktion f(x) = x 2 ist stetig und differenzierbar. Ihre<br />

Ableitung ist f ′ (x) = 2x und damit wieder eine stetige und differenzierbare Funktion. Auch<br />

die Funktion f(x) = e x ist, ebenso wie ihre Ableitung f ′ (x) = e x , stetig und differenzierbar.<br />

Wie sieht es mit der Funktion<br />

f(x) =<br />

{ (sin(x))/x falls x ≠ 0<br />

1 falls x = 0<br />

aus? Diese Funktion haben wir bereits im Zusammenhang mit Abb. 3.5 diskutiert. Da wir<br />

die Definitionslücke bei x = 0 mit dem dort existierenden Grenzwert (siehe § 351) aufgefüllt<br />

haben, ist die Funktion stetig. Sie ist ferner differenzierbar, da in jedem Punkt der Funktion<br />

links- und rechtsseitiger Grenzwert des Differentialquotienten existieren<br />

f ′ (x) =<br />

{<br />

(cos(x))/x + (sin(x))/x<br />

2<br />

falls x ≠ 0<br />

0 falls x = 0<br />

und identisch sind wegen cos(x))/x + (sin(x))/x 2 → 0 wie durch Anwendung der Regel von<br />

l’ Hôpital zu erkennen ist. Differenzierbare Funktionen, deren Ableitung stetig sind, werden<br />

stetig differenzierbar genannt.<br />

Definition 43 Eine Funktion f(x) heißt stetig differenzierbar in [a, b], wenn für jedes x ∈<br />

(a, b) die Ableitung existiert und f ′ (x) stetig ist.<br />

§ 495 Die Funktion<br />

{<br />

f(x) = x 2 cos(1/x) falls x ≠ 0<br />

0 falls x = 0<br />

dagegen ist zwar stetig und auch in jedem Punkt differenzierbar. Für ihre Ableitung<br />

{<br />

f ′ (x) = 2x cos(1/x) + sin(1/x) falls x ≠ 0<br />

0 falls x = 0<br />

gilt dies jedoch nicht, da sie im Punkt x = 0 nicht stetig ist, siehe Abb. 4.4. Diese Funktion<br />

ist daher nicht stetig differenzierbar.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!