11.12.2012 Aufrufe

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2.6 Fazit <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

96. Der Korporativismus beruht auf Vereinbarungen, die Organisationen als private<br />

Verbände oder Körperschaften des öffentlichen Rechtes schließen. Die korporative <strong>Koordination</strong><br />

stellt neben dem Markt- <strong>und</strong> Preismechanismus <strong>und</strong> der öffentlichen Planung<br />

bzw. der staatlich-administrativen Steuerung einen gesamtwirtschaftlichen Allokationsmechanismus<br />

dar. Sie spielte als <strong>Koordination</strong>sinstrument eine dominante Rolle in<br />

der mittelalterlichen Zunftwirtschaft <strong>und</strong> erlebte nach dem ersten Weltkrieg in mehreren<br />

Ländern eine Renaissance.<br />

97. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen versuchen auch <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen zahlreiche<br />

Verbände <strong>im</strong> politischen Prozess ihre partikularen Interessen durchzusetzen <strong>und</strong><br />

damit spezielle Allokationsentscheidungen zu beeinflussen. Das deutsche Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

beinhaltet mehr als jeder andere Wirtschaftssektor eine Fülle von korporativen<br />

Elementen. Die Gemeinsame Selbstverwaltung <strong>im</strong> Rahmen der vertragsärztlichen <strong>und</strong><br />

vertragszahnärztlichen Versorgung bildet ein ,Paradebeispiel‘ einer korporativen <strong>Koordination</strong>.<br />

Die <strong>im</strong> deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesen feststellbaren Fehlallokationen <strong>und</strong> die<br />

vor allem in den letzten Jahren langwierigen <strong>und</strong> ergebnisarmen Abst<strong>im</strong>mungsprozesse<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Gemeinsamen Selbstverwaltung ließen Zweifel an der Leistungsfähigkeit<br />

der korporativen <strong>Koordination</strong> <strong>und</strong> in diesem Kontext auch an der Existenzberechtigung<br />

der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) aufkommen.<br />

98. Bei einer Beurteilung der korporativen <strong>Koordination</strong> gilt es in rechtlicher wie in<br />

ökonomischer Hinsicht zunächst zu unterscheiden, ob es sich bei den jeweiligen Organisationen<br />

um private Verbände oder um Körperschaften des öffentlichen Rechtes handelt.<br />

Während private Verbände ihre gruppenspezifischen Interessen gegenüber politischen<br />

Entscheidungseinheiten vertreten, erhalten die Körperschaften des öffentlichen<br />

Rechtes hoheitliche Rechte zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben übertragen. Obgleich<br />

die korporative <strong>Koordination</strong> gewisse konstitutive Vor- <strong>und</strong> Nachteile aufweist, legen<br />

auch ordnungspolitische Aspekte nahe, zwischen den Schwachstellen eines Verbändestaates<br />

<strong>und</strong> den korporativ bedingten Fehlallokationen <strong>im</strong> deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

zu differenzieren.<br />

99. Eine ordnungspolitische Besonderheit des deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesens besteht<br />

darin, dass auf seinen einzelnen Teilmärkten unterschiedliche Allokationsmechanismen<br />

vorherrschen. Während <strong>im</strong> ambulanten Bereich die korporative <strong>Koordination</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

stationären Sektor die öffentliche Planung bzw. staatliche Administration jeweils als<br />

zentrale Steuerungsinstrumente dienen, koordiniert bei den Arznei- <strong>und</strong> den meisten<br />

101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!