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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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wirksamer Standardtherapie bislang nicht nachgewiesen werden. In der kürzlich veröffentlichten<br />

VALUE Studie (Julius, S. et al. 2004) konnte für den AT1-Rezeptorantagonisten Valsartan<br />

auch gegenüber dem Calcium-Antagonisten Amlodipin keine Überlegenheit gezeigt werden. Es<br />

wurde <strong>im</strong> Gegenteil eine höhere Inzidenz von kardiovaskulären Ereignissen in der ersten Phase<br />

der Behandlung dokumentiert. Außer Frage steht, dass AT1-Rezeptorantagonisten sehr gut verträglich<br />

sind. Ob jedoch dieser Vorteil die erheblichen Zusatzkosten rechtfertigt, wird bezweifelt.<br />

Eine initiale niedrig-dosierte Kombinationstherapie mit einem Diuretikum <strong>und</strong> einem<br />

ACE-Hemmer (oder Beta-Blocker) ist als preiswerte <strong>und</strong> medizinisch adäquate Alternative als<br />

gleichwertig anzusehen.<br />

Unterversorgung<br />

924. Die Behandlung der arteriellen Hypertonie sollte <strong>im</strong>mer mit nichtmedikamentösen Maßnahmen<br />

beginnen, z. B. durch vermehrte körperliche Betätigung <strong>und</strong> eine Normalisierung des<br />

Körpergewichtes. Trotz einer Vielzahl vor allem epidemiologischer Daten, die einen Nutzen<br />

nahelegen, kann bisher kein Fortschritt in der Anwendung dieser einfachen <strong>und</strong> preisgünstigen<br />

Maßnahmen festgestellt werden. Da hierfür eine nachhaltige Verhaltensänderung des Patienten<br />

notwendig ist, bestehen besondere Anforderungen an die Persistence des Arztes <strong>und</strong> Compliance<br />

des Patienten (siehe Abschnitt 7.8.4). Der Hausarzt ist hier oft überfordert <strong>und</strong> allein gelassen,<br />

der Patient bei geringem Leidensdruck häufig nicht ausreichend motiviert. Eine fachgerechte<br />

Therapie der arteriellen Hypertonie bedeutet die Senkung des Blutdrucks auf Werte unter140/90<br />

mm Hg, bei Vorliegen anderer Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) zum Teil noch<br />

wesentlich niedriger. Dies umfasst <strong>im</strong> Regelfall eine intensive medikamentöse Therapie mit<br />

zwei oder mehr verschiedenen Medikamentenklassen. Nur durch eine ausreichende Senkung<br />

des Blutdrucks in diesen Zielbereich lässt sich die Inzidenz der o. g. Folgeerkrankungen<br />

zuverlässig verringern. Neuere Studien belegen jedoch wiederholt, dass nur bei ca. 30 % der<br />

Hypertoniker der Blutdruck ausreichend therapiert ist. Die Gründe hierfür sind vielfältig <strong>und</strong><br />

sowohl be<strong>im</strong> Hausarzt als auch be<strong>im</strong> Patienten zu suchen. Eine gezielte Fortbildungskampagne<br />

der Ärzte in Verbindung mit einer intensiven Information der betroffenen Patienten wäre von<br />

außerordentlicher Bedeutung für die Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse in Deutschland<br />

(Schneider, C.A. et al. 2001). Anreize zur Steigerung von Persistence <strong>und</strong> Compliance könnten<br />

durch verbesserte Vergütung einer qualitätsgesicherten Therapie, z. B. <strong>im</strong> Rahmen eines DMP<br />

für Hypertonie, sowie für eine stärkere Einbindung des Patienten in die Behandlung gesetzt<br />

werden. Unter dem Eindruck des demographischen Wandels muss der antihypertensiven Therapie<br />

des alten Menschen besonderes Augenmerk geschenkt werden.<br />

Darüber hinaus bildet auch der hohe Anteil von Patienten mit unerkannter arterieller Hypertonie<br />

ein nicht zu unterschätzendes Risikopotenzial. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte bei allen Erwachsenen, die<br />

hausärztlich betreut werden, der Blutdruck gemessen <strong>und</strong> in der Gesamtschau des Patienten beurteilt<br />

werden. Da es keine ,physiologische Hypertonie’ gibt <strong>und</strong> bereits hochnormale Blutdruckwerte<br />

die individuelle Prognose verschlechtern, sollte gezielt nach Patienten mit erhöhten<br />

Blutdruckwerten gesucht werden. Diese Patienten sollten über das erhöhte kardiovaskuläre Risiko<br />

aufgeklärt <strong>und</strong> zu präventivem Verhalten an<strong>im</strong>iert werden (siehe hierzu <strong>und</strong> <strong>im</strong> Folgenden<br />

generell Kapitel 4) Bei wiederholtem Auftreten solcher Blutdruckwerte muss therapiert werden.<br />

Dies gilt umso mehr, da für die arterielle Hypertonie wie für kaum eine andere Erkrankung eine<br />

effektive, preiswerte <strong>und</strong> gut verträgliche Therapie zur Verfügung steht. Unter präventivmedizinischen<br />

Aspekten ist die frühe Diagnose <strong>und</strong> Therapie der arteriellen Hypertonie besonders effektiv.<br />

Fehlversorgung<br />

925. Eine initiale Hypertonie-Therapie mit einem Diuretikum ist eine preisgünstige <strong>und</strong><br />

effektive Therapie, die jedoch selten pr<strong>im</strong>är angewandt wird. Auch unter dem Aspekt der<br />

Reduktion von unerwünschten Arzne<strong>im</strong>ittelwirkungen <strong>und</strong> damit der Verbesserung der Compliance<br />

sind niedrigdosierte Diuretika Mittel der ersten Wahl. Sie stellen ideale Kombinationspartner<br />

für alle anderen antihypertensiven Substanzklassen dar. Insbesondere die niedrigdosierte<br />

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