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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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tensänderungen zu erzeugen. Hierbei handelt es sich um ärztliche Initiativen zur <strong>Qualität</strong>sförderung,<br />

in denen das evaluierende, kollegiale Gespräch <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />

Solche <strong>Qualität</strong>szirkel haben sich zunehmend auch in Deutschland etabliert, sowohl <strong>im</strong><br />

ambulanten wie stationären Bereich.<br />

Pharmakotherapiezirkel bestehen in der Regel aus einer Gruppe von hausärztlich tätigen<br />

Allgemeinmedizinern <strong>und</strong> Internisten, die sich regelmäßig <strong>und</strong> freiwillig trifft. Unter<br />

der Moderation von ebenfalls hausärztlich tätigen Kollegen werden Therapiekonzepte<br />

diskutiert <strong>und</strong> Strategien für eine rationale Arzne<strong>im</strong>itteltherapie entwickelt. Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieses interkollegialen Austausches, der an den Problemen <strong>und</strong> Besonderheiten des pr<strong>im</strong>ärärztlichen<br />

Verordnungsverhaltens ansetzt, bildet die Analyse aller oder einer Stichprobe<br />

der Rezepte eines Arztes. Diese themen- bzw. indikationsgruppenspezifische Verordnungsanalyse<br />

eröffnet jedem Teilnehmer Einblick in sein Verordnungsverhalten,<br />

zeigt Abweichungen von den eigenen Vorstellungen <strong>und</strong> Diskrepanzen zu den Empfehlungen<br />

rationaler Arzne<strong>im</strong>itteltherapie. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Dokumentation<br />

können <strong>Qualität</strong>sprobleme erkannt <strong>und</strong> in den Diskussionsr<strong>und</strong>en gemeinsam bearbeitet<br />

werden (Schubert, I. et al. 2000).<br />

891. Die KV Hessen bot 1994 erstmals Pharmakotherapiezirkel in der Region Nordhessen<br />

an, die sich speziell an Hausärzte richteten, die <strong>im</strong> Vergleich zu ihrer Facharztgruppe<br />

durch hohe Verordnungskosten auffielen <strong>und</strong> von Regressforderung bedroht waren.<br />

Insgesamt 150 Ärzte nahmen dieses freiwillige Angebot an. Im Jahr 2002 wurde dieses<br />

Angebot hessenweit <strong>und</strong> unabhängig vom bisherigen Verordnungsvolumen erweitert,<br />

was 612 Ärzte (oder 15 % aller hessischen Hausärzte) zur Teilnahme veranlasste. Zunächst<br />

wurden gruppenbezogene Verordnungsanalysen erstellt, die den Teilnehmern ihr<br />

eigenes Arzne<strong>im</strong>ittelspektrum <strong>und</strong> die Behandlungsprävalenz ihrer Praxis veranschaulicht<br />

<strong>und</strong> in anonymisierter Form mit den am Zirkel teilnehmenden Kollegen sowie<br />

einer randomisierten Kontrollgruppe verglichen. In den folgenden acht Zirkeltreffen gaben<br />

diese Analysen den Anstoß, zu den Themen Antihypertensiva, Magen-Darm-Mittel,<br />

Lipidsenker, Psychopharmaka, Antibiotika, Antiasthmatika <strong>und</strong> Antidiabetika Erfahrungen<br />

auszutauschen. Diese beinhalteten die arztindividuellen therapeutischen Konzepte,<br />

den Umgang mit Patienten- <strong>und</strong> Kollegenerwartungen sowie medikamentöse <strong>und</strong> nichtmedikamentöse<br />

Alternativen. Nach zwei Jahren erfolgte die Evaluation, die zum unverzichtbaren<br />

Bestandteil der Zirkelarbeit gehört. Eine erneut erstellte Verordnungsanalyse<br />

ermöglichte einen Vorher-/Nachher-Vergleich, der den Teilnehmern als Feedback diente,<br />

inwieweit sich ihr Verordnungsverhalten verändert hatte. Dieses Feedback konnte erneut<br />

als Ausgangspunkt für qualitätssichernde Veränderungen genutzt werden. Bisher<br />

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