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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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fessionellen Lehrer geprägt. Es bedarf daher einer gewissen Disziplin des Arztes, sein<br />

Verordnungsverhalten so weit möglich von Rollenstereotypen frei zu halten.<br />

In Hinblick auf die Verordnung von Psychopharmaka besteht seit einigen Jahren ein erfreulicher<br />

Trend weg von den vor allem Frauen <strong>und</strong> alten Menschen oft auch langfristig<br />

verordneten Benzodiazepin-Tranquilantien mit ihrem beträchtlichen Suchtpotenzial.<br />

Während die Verordnungszahlen der Benzodiazepine rückläufig sind, haben die Verschreibungen<br />

von Antidepressiva stark zugenommen. Diese Veränderungen reflektieren<br />

vermutlich die Empfehlungen nationaler <strong>und</strong> internationaler Leitlinien (siehe Nink, K.<br />

u. Schröder, H. 2004a). Bemerkenswert ist die Beobachtung, dass eine relativ kleine<br />

Zahl an Ärzten, vor allem Allgemeinmediziner <strong>und</strong> Internisten, einen überproportional<br />

großen Anteil der Verordnungen verantwortet (,Benzodiazepin-Schwerpunktpraxen’).<br />

So stammten 1999 46,3 % aller verordneten Tagesdosen an Benzodiazepinen von nur<br />

8,7 % aller niedergelassenen Ärzte (vgl. Glaeske, G. 2002).<br />

Schichtzugehörigkeit<br />

857. Nur wenige Studien beschäftigen sich explizit mit dem Zusammenhang von Verordnungsverhalten<br />

des Arztes <strong>und</strong> Schichtzugehörigkeit des Patienten. 219 Die vorhandenen<br />

Daten sind teilweise widersprüchlich. Der Angabe, dass Angehörige niedriger sozialer<br />

Schichten kürzere Arztkontakte haben <strong>und</strong> weniger Informationen erhalten bzw.<br />

nachfragen als Angehörige höherer sozialer Schichten (Scott, A. et al. 1996; Furler, J.S.<br />

et al. 2002), stehen empirische Bef<strong>und</strong>e gegenüber, die keinen Zusammenhang zwischen<br />

Konsultationszeit <strong>und</strong> sozioökonomischem Status der Patienten nachweisen<br />

konnten (Deveugele, M. et al. 2002). Während einige Untersuchungen zu dem Ergebnis<br />

kamen, dass soziale Schicht <strong>und</strong> die Wahrscheinlichkeit von diagnostischen Untersuchungen,<br />

Überweisungen zu Spezialisten <strong>und</strong> Folge-Konsultationen negativ korrelieren,<br />

fanden andere einen solchen negativen Zusammenhang lediglich für die Wahrscheinlichkeit<br />

diagnostischer Tests (Literatur <strong>und</strong> Daten bei Scott, A. et al. 1996). Die genannten<br />

Autoren stellten in ihrer Studie darüber hinaus fest, dass Patienten mit geringerem<br />

sozioökonomischem Status häufiger ein Rezept erhielten.<br />

219 Diese Fragestellung ist nicht zu verwechseln mit Fragen nach möglichen Zusammenhängen zwischen<br />

sozialer Schicht <strong>und</strong> Leistungsinanspruchnahme, Compliance oder Ges<strong>und</strong>heitszustand (vgl.<br />

Kapitel 3).<br />

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