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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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viewer oder Herausgeber von Fachzeitschriften verantwortlich. Nach Chan, A.W. et al.<br />

(2004) liegt die Odds Ratio für Daten zur Wirksamkeit (efficacy) zugunsten signifikanter<br />

Ergebnisse bei 2,4 (95 %-Konfidenzintervall 1,4 bis 4,0), für Daten zu Risiken sogar<br />

bei 4,7 (95 %-Konfidenzintervall 1,8 bis 12,0). Positive Studienergebnisse werden deutlich<br />

schneller veröffentlicht als negative. In vielen Fällen weichen die veröffentlichten<br />

Ergebnisberichte in relevanten Punkten von den Studienprotokollen ab, die bei Ethikkommissionen<br />

zur Genehmigung eingereicht wurden (vgl. auch Stern, J.M. u.<br />

S<strong>im</strong>es, R.J. 1997; Ionannidis, J.O. 1998; Melander, H. et al. 2003).<br />

Anhand von Studien zu den neueren Antidepressiva der Gruppe der Selektiven Serotoninantagonisten<br />

(SSRI) untersuchten Melander, H. et al. (2003) das Phänomen des ,selektiven<br />

Veröffentlichens‘ (selective reporting). Sie verglichen veröffentlichte Studienergebnisse<br />

mit den <strong>im</strong> Rahmen des schwedischen Zulassungsverfahrens eingereichten<br />

Dokumenten. Neben Beispielen für die Mehrfachpublikation von Studien fanden die<br />

Autoren Hinweise auf selektives Veröffentlichen positiver Ergebnisse: 21 von 42 Studien<br />

fielen zugunsten der Testsubstanz aus. Von diesen wurden 19 als Einzelstudien<br />

veröffentlicht; von den aus Sicht der Industrie ungünstig ausgefallenen 21 Untersuchungen<br />

waren es nur sechs. Des Weiteren ließ sich nachweisen, dass zumeist keine so<br />

genannten Intention-to-treat-Analysen publiziert wurden. In solche Analysen gehen die<br />

Daten aller ursprünglich randomisierten Patienten ein, also auch derer, die die Studie<br />

vorzeitig abgebrochen haben oder für die Endauswertung nicht mehr erreicht wurden.<br />

Daher fallen die Ergebnisse dieser Auswertungen in der Regel ,ungünstiger‘, aber realistischer<br />

aus als herkömmliche, die lediglich die vollständig vorliegenden Fallinformationen<br />

einbeziehen <strong>und</strong> so unter Umständen Therapieeffekte stark überschätzen.<br />

849. Kjaergard, L. <strong>und</strong> Als-Nielsen, B. (2002) stellen in ihrer Analyse von 159 zwischen<br />

Januar 1997 <strong>und</strong> Juni 2001 <strong>im</strong> British Medical Journal veröffentlichten randomisierten<br />

Studien fest, dass die Angabe der Autoren, über finanzielle Verbindungen zu<br />

Herstellerfirmen zu verfügen (competing financial interests), positiv mit einem für die<br />

geprüfte Intervention günstigen Ergebnis korreliert. Djulbegovic, B. et al. (2000) werteten<br />

136 Studien zum Multiplen Myelom aus. Studien, die ganz oder zum Teil von der<br />

Industrie gesponsert waren, wiesen danach zwar eine höhere methodische <strong>Qualität</strong>210 auf<br />

als solche, die allein staatliche oder aus nicht kommerziellen Quellen stammende Fördermittel<br />

erhielten. Doch fielen die herstellerfinanzierten Studien in 53 % günstig für<br />

210 Den herstellerfinanzierten Untersuchungen kann nicht generell mangelnde methodische <strong>Qualität</strong><br />

vorgeworfen werden. Zu diesem Schluß kommen auch Lexchin, J. et al. (2003), die 13 Studien zu<br />

dieser Frage auswerteten.<br />

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