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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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2.2 Die korporative <strong>Koordination</strong> als alternativer Allokationsmechanismus<br />

2.2.1 Die korporative <strong>Koordination</strong> als pr<strong>im</strong>äres <strong>und</strong> subsidiäres Steuerungsinstrument<br />

42. Eine ordnungspolitische Besonderheit des deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesens besteht<br />

neben der Bedeutung des in diesem Sektor produzierten Gutes darin, dass auf seinen<br />

einzelnen Teilmärkten unterschiedliche <strong>Koordination</strong>s- bzw. Allokationsmechanismen<br />

vorherrschen (vgl. Wille, E. 1999). Das Allokationsproblem wurzelt in der Knappheit<br />

der Ressourcen, die nicht ausreichen, um alle – aus isolierter Betrachtung durchaus<br />

nachvollziehbaren – Ansprüche <strong>und</strong> Wünsche der Bürger zu befriedigen. 1 Das Allokationsproblem<br />

besteht somit aus normativer Sicht in der zielorientierten Aufteilung knapper<br />

Ressourcen auf verschiedene Produktionsprozesse bzw. in der wohlfahrtsopt<strong>im</strong>alen<br />

Zuordnung begrenzter Mittel auf konkurrierende Wirtschaftspläne. Dabei dient <strong>im</strong> privaten<br />

Wirtschaftssektor der Markt- <strong>und</strong> Preismechanismus als Allokationsinstrument.<br />

Im öffentlichen Sektor erfolgt die <strong>Koordination</strong> zwischen den zahlreichen konkurrierenden<br />

Vorhaben auf der einen Seite <strong>und</strong> den knappen Mitteln auf der anderen mit Hilfe<br />

der öffentlichen Planung bzw. der staatlich-administrativen Steuerung. Bei Ausblendung<br />

des Einflusses, der von privaten Interessenverbänden auf wirtschafts- <strong>und</strong> sozialpolitische<br />

Entscheidungen ausgeht, erstreckt sich die korporative <strong>Koordination</strong> <strong>im</strong> Sinne<br />

von Vereinbarungen zwischen Verbänden bzw. Organisationen originär nur auf das Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

<strong>und</strong> hier insbesondere auf den Bereich der ambulanten ärztlichen <strong>und</strong><br />

zahnärztlichen Versorgung sowie auf die Tarifvereinbarungen zwischen Gewerkschaften<br />

<strong>und</strong> Arbeitgebern.<br />

Die korporative <strong>Koordination</strong> kann neben ihren zentralen Einsatzbereichen auch noch<br />

innerhalb der beiden anderen Allokationsmechanismen subsidiär zum Einsatz kommen,<br />

was auch vice versa gilt. So fallen z. B. <strong>im</strong> öffentlichen Sektor zahlreiche (Vor-)Entscheidungen<br />

über die Verwendung knapper Mittel <strong>im</strong> Zuge von kollektiven Vereinbarungen.<br />

Auch <strong>im</strong> privaten Sektor können Unternehmen quasi kollektive Vereinbarungen<br />

über Preise <strong>und</strong> Mengen treffen. Umgekehrt verwenden auch korporative Organisationen<br />

ähnlich wie private Entscheidungseinheiten be<strong>im</strong> Einsatz ihrer knappen Mittel das<br />

Instrument der Budgetplanung. Die Entscheidungen, die in einem Wirtschaftssektor<br />

1 Jede Ressource, die in eine best<strong>im</strong>mte Verwendung fließt, entfällt damit für eine andere, so dass<br />

der entgangene Nutzen der alternativen Verwendung die Opportunitätskosten eines best<strong>im</strong>mten<br />

Vorhabens widerspiegelt. Ein Vorhaben ist somit unter Wohlfahrtsaspekten erst dann vorteilhaft,<br />

wenn sein (Brutto-)Nutzen mindestens den entsprechenden Opportunitätskosten entspricht.<br />

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