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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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nahmen, um deren <strong>Qualität</strong>, aber auch die des Surveillancesystems in Zukunft verbessern zu<br />

können.<br />

In Deutschland haben sich die Rahmenbedingungen durch das Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes<br />

(IfSG) 2001 erheblich verbessert. So liegen erstmalig auf B<strong>und</strong>esebene Einzelfallmeldungen<br />

nach einheitlichen Falldefinitionen vor. Ebenso ist nun gewährleistet, dass erstmalig<br />

auftretende Krankheiten sowie solche, die durch Häufung oder einen aggressiven Krankheitsverlauf<br />

auffallen <strong>und</strong> nicht <strong>im</strong> IfSG erfasst sind, ohne Gesetzesänderung zeitnah gemeldet<br />

werden können. Eine wichtige Neuerung umfasst die Einführung eines aktiven Krankheitserhebungsverfahren<br />

(„Sentinel“). Hierbei werden durch die stichprobenartige Erfassung aus freiwilllig<br />

teilnehmenden Einrichtungen der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung Daten zu Erregern <strong>und</strong> Krankheiten,<br />

die <strong>im</strong> Rahmen ihrer normalen Tätigkeit anfallen, bereitgestellt. Hierdurch können umfassendere<br />

<strong>und</strong> komplexere Informationen als durch das klassische Meldesystem erhoben werden.<br />

Ebenso sind die Meldewege kurz, die <strong>Qualität</strong>skontrolle der Erhebungsdaten möglich <strong>und</strong> das<br />

‚<strong>und</strong>erreporting‘ durch die freiwillige Teilnahme gering.<br />

Der Aufbau internationaler Surveillancesysteme stellt einen der Schwerpunkte der europäischen<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik dar. So wurde in den letzten Jahren ein europaweites Netz für die epidemiologische<br />

Überwachung <strong>und</strong> Kontrolle übertragbarer Krankheiten geschaffen, das auf den Pfeilern<br />

Überwachung <strong>und</strong> Frühwarnung beruht (EUPHIN-HSSCD). Zur besseren Vergleichbarkeit<br />

der Daten aus den verschiedenen Mitgliedsstaaten wurden 2002 von der Europäischen Kommission<br />

Falldefinitionen für die Meldung übertragbarer Krankheiten an das Gemeinschaftsnetz festgelegt<br />

(Entscheidung 2002/253/EG). Die Ausbreitung des SARS-Virus führte der EU das<br />

Problem vor Augen, dass zwar ein System für die Überwachung der Ausbreitung des Virus zur<br />

Verfügung stand, nicht aber ein Mechanismus für die Beratung, geschweige denn die Entscheidungsfindung<br />

über EU-weite Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche. Diese Aufgabe soll nun<br />

das Europäische Zentrum für die Prävention <strong>und</strong> Bekämpfung von Seuchen (ECDC) übernehmen,<br />

das <strong>im</strong> Mai 2005 in Stockholm seine Arbeit aufn<strong>im</strong>mt. Seine Aufgaben bestehen in der<br />

Betreuung der europäischen Netze für übertragbare Krankheiten, der <strong>Koordination</strong> von Frühwarnung<br />

<strong>und</strong> Reaktion, wissenschaftlicher Beratung, technischer Hilfe für Drittländer <strong>und</strong> internationale<br />

Organisationen sowie der Bereitstellung von objektiven, zuverlässigen <strong>und</strong> leicht<br />

zugänglichen Informationen (Entscheidung 2004/851/EG).<br />

Angewandte Forschung<br />

189. Eine nachhaltige zukunftsgewandte Forschung muss an den Schwachstellen der<br />

Krankheitserreger ansetzen, neuartige Wege zur Identifizierung <strong>und</strong> Bekämpfung von übertragbaren<br />

Krankheiten aufzeigen, ggf. neue Präventionsstrategien entwickeln, ihre Umsetzung begleiten<br />

<strong>und</strong> ihre Effekte evaluieren. Für die Kontrolle neu auftretender übertragbarer Krankheiten<br />

<strong>und</strong> zur Bekämpfung von Epidemien ist daher eine enge Verzahnung von klinischer, labortechnischer<br />

<strong>und</strong> epidemiologischer Forschung unerlässlich.<br />

Darüber hinaus hat sich in den letzten Jahren zunehmend herausgestellt, dass eine Zahl von<br />

chronischen Krankheiten nicht nur durch Verhaltens- <strong>und</strong> Umweltfaktoren sondern auch durch<br />

Infektionen hervorgerufen werden können. Viele Magen- <strong>und</strong> Dünndarmgeschwüre werden<br />

nicht wie zunächst angenommen durch Stress <strong>und</strong> scharfes Essen, sondern durch das Bakterium<br />

Helicobacter pylori verursacht. Gebärmutterhalskrebs geht mit lokaler Infektion durch Papillomaviren<br />

einher, chronische Lebererkrankungen <strong>und</strong> Leberkrebs mit Hepatitis B- <strong>und</strong> C-Viren,<br />

koronare Herzerkrankungen können mit chronischen Infektionen in Verbindung stehen.<br />

Insofernbesteht die Möglichkeit, dass einige wichtige Ursachen von Tod <strong>und</strong> Krankheit in<br />

Europa bis zu einem gewissen Grad infektiös bedingt sind.<br />

202

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