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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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klärbares Phänomen. Nicht abschließend beantwortet ist allerdings die Frage, ob es sich<br />

bei dem sozialen Gradienten um eine lineare oder, aufgr<strong>und</strong> abnehmender Grenzerträge<br />

eines höheren sozioökonomischen Status bzw. von verfügbaren Ressourcen, insbesondere<br />

des Sozialindikators Einkommen, um eine ‚kurvilineare‘ Beziehung handelt (vgl.<br />

House, J.S. u. Williams, D.R. 2001; Siegrist, J. 2004). 47<br />

196. Aus der Hypothese eines ,kurvilinearen‘ Zusammenhangs zwischen dem Einkommen<br />

<strong>und</strong> dem Ges<strong>und</strong>heitsstatus lässt sich die Annahme ableiten, dass eine zunehmende<br />

soziale Ungleichheit bei einem insgesamt steigenden Durchschnittseinkommen nicht<br />

zwangsläufig zu einer wachsenden Ungleichverteilung von Ges<strong>und</strong>heitschancen führen<br />

muss, z. B. in dem Fall, dass (vergleichsweise hohe) Einkommens- <strong>und</strong> Vermögenszuwächse<br />

statushoher Sozialschichten mit geringen Ges<strong>und</strong>heitsgewinnen verb<strong>und</strong>en sind,<br />

(relativ niedrige, aber vorhandene) Einkommens- <strong>und</strong> Vermögenszuwächse von weniger<br />

privilegierten Sozialschichten aber zu deutlichen Ges<strong>und</strong>heitsgewinnen führen (vgl.<br />

House, J.S. u. Williams, D.R. 2001). Weiterhin legt eine ,kurvilineare‘ Beziehung die<br />

Möglichkeit erheblicher Verluste an Ges<strong>und</strong>heitschancen bei benachteiligten Bevölkerungsgruppen<br />

nahe, die eine absolute <strong>und</strong> nicht nur relative Verschlechterung ihrer Einkommenssituation<br />

erfahren. Nach Ergebnissen einer Arbeitsgruppe des Forschungsprogramms<br />

‚Social variations in health expectancy in Europe‘ der European Science<br />

Fo<strong>und</strong>ation weist die statistische Beziehung zwischen Einkommen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsstatus<br />

eine ,kurvilineare‘ Ausprägung auf, die jedoch zwischen verschiedenen europäischen<br />

Ländern variiert (Siegrist, J. 2004). Für die USA wurde gezeigt, dass eine größere<br />

Ungleichverteilung des Einkommens mit ungünstigeren Werten <strong>im</strong> Hinblick auf den<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> die Lebenserwartung für den Durchschnitt der Gesamtbevölkerung<br />

einhergeht (Rosenbrock, R. u. Geene, R. 2000; Wilkinson, R. 1996). Ein statistischer<br />

Zusammenhang zwischen der Einkommenshöhe <strong>und</strong> dem Ges<strong>und</strong>heitsstatus<br />

wurde auch in Deutschland festgestellt (z. B. Geyer, S. u. Peter, R. 2000). Dagegen liegen<br />

zum Zusammenhang zwischen der Einkommensverteilung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsergebnissen<br />

für Deutschland keine aussagekräftigen Untersuchungen vor.<br />

47 Die Existenz eines statistischen Zusammenhangs zwischen Einkommen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

ist unbestritten. Nach gegenwärtigem Wissensstand ist die Beziehung auf der individuellen Ebene<br />

‚kurvilinear‘. Nicht geklärt ist u. a., inwieweit dieser Zusammenhang auf die Makro-, d. h. auf die<br />

Populationsebene, übertragbar ist, <strong>und</strong> welches Gewicht alternativen bzw. komplementären Erklärungsansätzen<br />

zukommt (vgl. Siegrist, J. 2004).<br />

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