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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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− der direkte Bezug zur Lebensumwelt des Patienten: Ges<strong>und</strong>heitsfragen der Allgemeinpraxis<br />

werden häufig nur verständlich <strong>und</strong> damit angemessen behandelbar <strong>im</strong><br />

Kontext der Vorstellungswelt <strong>und</strong> Lebenssituation des jeweiligen Patienten. Dies<br />

trifft zu z. B. für die Auswirkungen best<strong>im</strong>mter Behinderungen auf die Erfüllung<br />

täglicher Aufgaben, für therapeutische Prioritäten <strong>und</strong> Zielsetzungen des Patienten,<br />

für Änderungen <strong>im</strong> Lebensstil (z. B. Reisen, Arbeitsplatzwechsel) <strong>und</strong> für psychosomatische<br />

Fragestellungen <strong>im</strong> engeren Sinne. Der Kontextbezug kommt somit<br />

zum Tragen, wenn es um die soziale <strong>und</strong> individuelle Sinnhaftigkeit einer medizinischen<br />

Maßnahme geht, d. h., dass sie vom Patienten als Ges<strong>und</strong>heitsgewinn in seiner<br />

spezifischen Situation erlebt wird (z. B. Prioritätenbildung bei Mult<strong>im</strong>orbidität<br />

<strong>im</strong> hohen Alter). In der Langzeitbetreuung kommen bei der Entscheidungsfindung<br />

soziale Kontextfaktoren stärker zum Tragen als in vielen Akutsituationen;<br />

− häufig unzureichend abgesichertes Wissen über die unter den skizzierten Bedingungen<br />

beste Behandlungsalternative.<br />

Als problematisch erweist sich in dieser Situation <strong>im</strong>mer wieder das Fehlen zuverlässiger<br />

Informationen über die Wirksamkeit von Arzne<strong>im</strong>itteln <strong>und</strong> anderer Verfahren unter<br />

Alltagsbedingungen z. B. bei mult<strong>im</strong>orbiden alten <strong>und</strong> hochaltrigen Personen. Häufig<br />

werden diese von vornherein von der Teilnahme an Studien ausgeschlossen oder erfüllen<br />

die Einschlusskriterien nicht (Masoudi, F.A. et al. 2003). Außerdem scheiden ältere<br />

Probanden u. a. aufgr<strong>und</strong> von unerwünschten Arzne<strong>im</strong>ittelwirkungen öfter vorzeitig aus<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen aus als jüngere. Diese Datenlage erschwert sowohl<br />

die Generierung als auch die Implementierung evidenzbasierter Leitlinien <strong>und</strong> anderer<br />

Entscheidungshilfen. Leitlinien beziehen sich weit überwiegend auf jeweils eine Diagnose.<br />

Krankheitskombinationen mit einem oft erhöhten Potenzial unerwünschter Arzne<strong>im</strong>ittelwirkungen<br />

finden bisher nur wenig Berücksichtigung. Der hausärztlichen<br />

Pharmakotherapie fehlen also z. T. verordnungsrelevante Informationen <strong>und</strong> an die Bedingungen<br />

der hausärztlichen Praxis adaptierte Leitlinien.<br />

Der Rat hat sich zu den gerade <strong>im</strong> Bereich der hausärztlichen Medizin existierenden<br />

,Grauzonen’ der Entscheidungsfindung in der Vergangenheit ausführlich geäußert (Gutachten<br />

2000/2001, Band II, Kapitel 2.3.5). Die Arbeitsbedingungen des Hausarztes erfordern<br />

ohne Zweifel ein hohes Maß an fachlichem Wissen <strong>und</strong> Erfahrung sowie die<br />

Fähigkeit, in der Interaktion mit dem Patienten tragfähige Behandlungskonzepte für das<br />

Erreichen hoher Therapie-Compliance <strong>und</strong> -Persistence zu erstellen (vgl. Kapitel 7.8.4<br />

sowie Gutachten 2000/2001, Addendum zur Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung).<br />

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