11.12.2012 Aufrufe

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5.2.4.2 Wahl der Leistungsart <strong>und</strong> des Pflegearrangements<br />

501. Deutlich mehr Pflegebedürftige als ursprünglich angenommen nehmen die für die<br />

Pflegekassen ,kostengünstigeren’ Geldleistungen in Form von Pflegegeld in Anspruch<br />

<strong>und</strong> organisieren selbständig Pflege <strong>im</strong> häuslichen Umfeld. 2001 bezogen 72,6 % der<br />

ambulant betreuten Pflegebedürftigen regelmäßig Geldleistungen. 12,2 % nahmen hingegen<br />

die ‚teureren' Sachleistungen in Form von Einsätzen professioneller Pflegedienste<br />

<strong>und</strong> 15,2 % Kombinationsleistungen in Anspruch. Der Anteil der Bezieher von Sachoder<br />

Kombinationsleistungen hat seit 1995 von 15,9 % aller häuslich betreuten Pflegebedürftigen<br />

bis Ende 2001 auf 27,4 % zugenommen (R<strong>und</strong>e, P. et al. 2003).<br />

502. Professionelle Pflege erhält eine größere Bedeutung in dem Maße, wie familiäre<br />

Pflegepotenziale abnehmen (vgl. Deutscher B<strong>und</strong>estag 1998). So stehen Einpersonenhaushalte<br />

bei der Nutzung professioneller Leistungen sowohl bei Sachleistungen als<br />

auch bei kombinierten Leistungen an erster Stelle (R<strong>und</strong>e, P. et al. 2003). Dieser Trend<br />

wird sich voraussichtlich weiter verstärken. Nur 34 % der Deutschen zwischen dem 16.<br />

<strong>und</strong> 34. Lebensjahr betrachten es als ihre Pflicht, sich an der Pflege <strong>und</strong> Versorgung älterer<br />

Familienmitglieder zu beteiligen, bei den über 60-Jährigen sind es hingegen 59 %<br />

(Hanns-Seidel-Stiftung 2001).<br />

503. Weiterer Gegenstand der Diskussion ist die mögliche Verwendung des Pflegegelds<br />

als Zusatzeinkommen, ohne damit die Pflege der pflegebedürftigen Person sicherzustellen<br />

(Igl, G. 1995). Als Indiz ließe sich anführen, dass das Pflegegeld oft direkt der<br />

Hauptpflegeperson zugeht. Entweder erhält der Familienangehörige das Geld direkt<br />

über die Pflegekassen, oder er hat Zugriff auf die Konten der pflegebedürftigen Person.<br />

Gegen die Annahme des Missbrauchs spricht jedoch, dass die Entscheidung über die<br />

Wahl der Leistung in den meisten Fällen von Pflegebedürftigen <strong>und</strong> Pflegepersonen<br />

gemeinsam getroffen wird. Die vorhandenen Pflegekulturen <strong>und</strong> Orientierungen <strong>im</strong> familiären<br />

Bereich, nicht das Pflegegeld, haben steuernde Wirkung auf die Entscheidung<br />

zu pflegen (vgl. R<strong>und</strong>e, P. et al. 1996; Brömme, N. 1999; BMFSFJ 2002). Darüber hinaus<br />

stellen Evers <strong>und</strong> Rauch in einer Studie fest, dass Pflegende <strong>und</strong> Angehörige selten<br />

detailliert kalkulieren, wenn es um die Entscheidung ,Geld- oder Sachleistung‘ geht<br />

(Evers, A. u. Rauch, U. 1997). Die Frage nach den besonderen Vor- <strong>und</strong> Nachteilen bei<br />

der Wahl der Leistungsart wird von den Betroffenen, die häufig mit der Bewältigung<br />

des Lebensalltags beschäftigt sind, oft gar nicht explizit gestellt.<br />

504. Wissenslücken der Betroffenen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen erschweren die Situation<br />

zusätzlich. Der Medizinische Dienst <strong>und</strong> die Krankenkassen verfügen nur selten über<br />

389

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!