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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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7.9.1 Konzepte zur <strong>Qualität</strong>smessung in der Pharmakotherapie<br />

881. Eine <strong>Qualität</strong>sbewertung medizinischer Interventionen sollte von einem erweiterten<br />

Outcome-Konzept ausgehen, das neben der Verbesserung klinisch relevanter Parameter<br />

auch eine Nutzenbewertung aus der Perspektive des Patienten (,hermeneutische<br />

Endpunkte‘) enthält. Im konkreten Versorgungsfall ergibt sich hieraus die Forderung,<br />

die Gründe für die ärztliche Entscheidung, insbesondere bei Abweichung von Standards<br />

<strong>und</strong> Leitlinien, transparent zu machen. Die <strong>Qualität</strong> der Arzne<strong>im</strong>ittelverordnung bemisst<br />

sich demnach abgesehen von der fachlichen Begründung auch an dem Kriterium einer<br />

nachvollziehbaren patientenbezogenen Plausibilität. Insbesondere bei chronisch Kranken<br />

bildet das Arzne<strong>im</strong>ittel meist nur einen Baustein auf dem Weg zum Therapieziel,<br />

wie z. B. Verhinderung von Gefahren <strong>und</strong> Komplikationen, Linderung <strong>und</strong> Management<br />

von Beschwerden <strong>und</strong> Behinderungen. Dabei können Arzne<strong>im</strong>ittel hinsichtlich<br />

einer Indikation zwar formal indiziert sein, dennoch gilt es abzuwägen, wie weit nicht<br />

auch andere Maßnahmen gleichwertig wirksam zum Ziel führen <strong>und</strong> pr<strong>im</strong>är eingesetzt<br />

werden können, wie z. B. körperliche Belastung oder Gewichtsreduktion zur Behandlung<br />

der essentiellen Hypertonie. Die Unterlassung einer Arzne<strong>im</strong>itteltherapie kann somit,<br />

sofern das Behandlungsziel auch ohne Medikament erreicht werden kann, ein <strong>Qualität</strong>smerkmal<br />

der ärztlichen Versorgung sein.<br />

882. Neben Aspekten der Ergebnisqualität (Ges<strong>und</strong>heit, Lebensqualität, Patientenzufriedenheit)<br />

sind somit bei der Beurteilung von Arzneiverordnungen auch Elemente von<br />

Strukturqualität (z. B. die Güte einer Therapieleitlinie) <strong>und</strong> Prozessqualität (z. B. der<br />

Grad der Einhaltung von Leitlinien durch den behandelnden Arzt) relevant. Der <strong>Qualität</strong><br />

der Versorgung226 mit Medikamenten ist angesichts dieser komplexen Zusammenhänge<br />

weder mit dem Verweis auf die Vorgaben der deutschen <strong>und</strong> europäischen Arzne<strong>im</strong>ittelzulassungsbest<strong>im</strong>mungen<br />

<strong>und</strong> den recht umfassenden Leistungskatalog der GKV genüge<br />

getan, noch kann sie anhand einiger weniger Indikatoren abgebildet werden.<br />

Vielmehr müssen Informationen aus verschiedenen Quellen, unterschiedliche Forschungsansätze<br />

<strong>und</strong> -methoden sowie <strong>Qualität</strong>skonzepte bzw. -indikatoren zu einer<br />

mehrd<strong>im</strong>ensionalen Analyse zusammengeführt werden. Eine grobe Einteilung der Betrachtungsperspektiven<br />

kann wie folgt vorgenommen werden:<br />

1. ,Pharmazeutisch-ökonomischer Ansatz’: Einzelne Substanzen werden anhand ihrer<br />

pharmazeutischen Eigenschaften <strong>und</strong> ihrer empirischen Wirksamkeit bewertet <strong>und</strong><br />

226 Zu Konzepten von <strong>Qualität</strong> bzw. des <strong>Qualität</strong>smanagements <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

hat sich der Rat ausführlich <strong>im</strong> Gutachten 2000/2001, Band II, Kapitel 2 <strong>und</strong> 3 geäußert.<br />

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