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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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vorzeitig abgebrochen worden war, in den USA zu einer zügigen Revision der Leitlinien<br />

zur Hypertoniebehandlung, nicht aber zu einem Einbruch in der Verordnung dieses<br />

Wirkstoffs. Die moderate Abnahme wurde noch dazu von sinkenden Werbeausgaben<br />

bei auslaufendem Patentschutz überlagert. Dies zeigt, dass zusätzliche Strategien zur<br />

Verbreitung <strong>und</strong> Umsetzung von Studienergebnissen angewandt werden müssen (vgl.<br />

Stafford, R.S. et al. 2004).<br />

885. Dies läßt sich auch am Beispiel der postmenopausalen Hormontherapie belegen.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> viel versprechender Beobachtungsergebnisse zur Verhinderung von Osteoporose,<br />

KHK <strong>und</strong> Hirnleistungsstörungen fand die postmenopausale Hormontherapie<br />

eine weltweit hohe Akzeptanz. Allein in Deutschland nahmen auf dem Höhepunkt 1999<br />

r<strong>und</strong> 2,9 Millionen GKV-versicherte Frauen regelmäßig Östrogen- <strong>und</strong> Östrogenkombinationspräparate<br />

ein. Nach Veröffentlichung der HERS-Studie 1998, die keinen positiven<br />

Gesamteffekt einer postmenopausalen Hormontherapie nachweisen konnte, gingen<br />

die Verordnungszahlen in Deutschland erstmals leicht zurück. Entscheidend aber war<br />

der Abbruch eines Teils der weltweit umfangreichsten Studie zur postmenopausalen<br />

Östrogen-Gestagen-Therapie, der WHI-Studie, <strong>im</strong> Mai 2002. Danach waren die Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

einer kombinierten Östrogen-Gestagen-Therapie höher als ihr Nutzen.<br />

Eine britische Studie bestätigte diese Ergebnisse, die eine Million Frauen – 53 % aller<br />

britischen Frauen <strong>im</strong> Alter zwischen 50 <strong>und</strong> 64 Jahren – erfasste. Sowohl das BfArM als<br />

auch die Arzne<strong>im</strong>ittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) mit ihrer ersten<br />

evidenzbasierten deutschsprachigen Leitlinie haben Mitte 2003 mit der Einschränkung<br />

der Hormontherapie auf eine <strong>im</strong> Einzelfall zu prüfende kurze <strong>und</strong> niedrig dosierte Anwendung<br />

bei ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden reagiert. Trotz der eindeutigen<br />

Studienlage <strong>und</strong> der klaren Indikationseinschränkung in den betreffenden Leitlinien<br />

blieb eine wirkliche Kehrtwende in der Verordnung von Östrogenpräparaten bisher aus.<br />

So ging die Zahl der verordneten Tagesdosen <strong>im</strong> zweiten Halbjahr 2003 <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum Vorjahr um zunächst 20% zurück <strong>und</strong> liegt <strong>im</strong>mer noch so hoch, dass sie einer<br />

täglichen Behandlung von 2,15 Millionen GKV-Versicherten <strong>und</strong> damit einer Zahl von<br />

2,5 Millionen Frauen in der Gesamtbevölkerung entspricht (vgl. Hulley, S. et al. 1998;<br />

Writing Group for the Women’s Health Inititative Investigators 2002; Million Women<br />

Study Collaborators 2003; Zawinell, A. <strong>und</strong> Dören, M. 2003; Nink, K. u. Schröder, H.<br />

2004f; Ortmann, O. u. König, K. 2005).<br />

886. Das Verstoßen gegen Leitlinienempfehlungen – hier zur antibiotischen Therapie<br />

der Mittelohrentzündung – wurde von niederländischen Allgemeinärzten zwar überwiegend<br />

medizinisch (z. B. mit Hinweisen auf den Schweregrad der Erkrankung) begrün-<br />

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