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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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nicht der so genannten Preisbindung der zweiten Hand unterliegen, entsteht ein zusätzlicher<br />

Anreiz, Preise zwischen Apotheken zu vergleichen.<br />

Beeinflussung des Verordnungsverhaltens durch die Pharmaindustrie<br />

959. Forschende Pharmaunternehmen investieren erhebliche Aufwendungen in Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung. Die Entwicklung eines new chemical entity dauert ca. 10 bis<br />

12 Jahre. Die Entwicklungskosten betragen nach Herstellerangaben bis zu 800 Mio.<br />

US $ in Preisen von 2000. Andere Berechnungen gelangen zu Größenordnungen von<br />

240 Mio. US $. Sowohl Entwicklungsdauer als auch Kosten liegen <strong>im</strong> Durchschnitt aller<br />

neu auf den Markt kommenden Präparate wesentlich niedriger, da viele neue Arzne<strong>im</strong>ittel<br />

Nachahmerprodukte oder zusätzliche Darreichungsformen von bereits auf dem<br />

Markt erhältlichen Medikamenten darstellen. In Deutschland wurden in 2003 lediglich<br />

17 neue Arzneistoffe erstmals in die Therapie eingeführt. Sieben dieser Stoffe gelten als<br />

wirklich innovativ, fünf weitere stellen zumindest Verbesserungen gegenüber den vorhandenen<br />

Präparaten dar. Strengere Anforderungen an die Zulassung zum Markt <strong>und</strong><br />

eine längere Dauer des Zulassungsverfahrens erhöhen die Entwicklungskosten. Eine<br />

zeitliche Straffung ist nicht nur aus Unternehmer-, sondern auch aus Patientensicht<br />

wünschenswert, worunter allerdings die <strong>Qualität</strong> der Zulassung nicht leiden darf. Die<br />

Regulierung sollte mehr als bisher Anreize zur Entwicklung therapeutisch relevanter Innovationen<br />

setzen, indem sie die langfristige Planung von wirksamen <strong>und</strong> kosteneffektiven<br />

Medikamenten durch die Zulassung zum GKV-Markt honoriert <strong>und</strong> die Vermarktung<br />

ineffizienter Analogpräparate unattraktiver macht.<br />

960. Für die Profitabilität eines Medikamentssind, vor allem in Bezug auf die K<strong>und</strong>enbindung,<br />

auch das Produktmarketing <strong>und</strong> die Werbung entscheidend. Zum Zeitpunkt<br />

der Verordnung muss der Arzt Informationen über die Existenz <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />

eines Präparates besitzen. Insbesondere bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten<br />

muss diese Information auch be<strong>im</strong> Patienten vorliegen. Es überrascht daher<br />

nicht, dass pharmazeutische Unternehmen einen ähnlich großen Anteil ihres Umsatzes<br />

in Marketing <strong>und</strong> Werbung investieren wie in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung. Der kostspielige<br />

Einsatz von Pharmareferenten (detailing) <strong>und</strong> die Ausgaben für das Verteilen<br />

von Arztmustern würden reduziert, wenn Ärzte bei der Verordnung verstärkt Wirkstoffe<br />

statt Handelsnamen angeben würden, herstellerunabhängige Pharmakotherapieberatung<br />

erhielten (s. u.) <strong>und</strong> Vertragslisten in der ambulanten Versorgung verwandt würden.<br />

Weitere Ausgaben entstehen durch direct-to-consumer-advertising <strong>und</strong> Zeitschriften-<br />

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