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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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die sich direkt an Verbraucher wendet (direct-to-consumer advertising, DTCA), stark<br />

reglementiert. Allerdings wird auch hierzulande über eine Lockerungen dieser Vorgaben<br />

diskutiert. 207 Zudem werden in der Praxis die Verbote teilweise umgangen. Beispielsweise<br />

werden keine konkreten Präparatenamen aufgeführt, sondern lediglich auf<br />

ein medizinisches Problem wie Erektionsstörungen hingewiesen (siehe Stolze, C. 2003).<br />

846. In den USA <strong>und</strong> Neuseeland ist K<strong>und</strong>enwerbung für verschreibungspflichtige<br />

Arzne<strong>im</strong>ittel erlaubt. Die zu den USA vorliegenden Zahlen zeigen einen stetigen Anstieg<br />

der Herstelleraufwendungen für DTCA von 9,2 Mrd. US$ <strong>im</strong> Jahr 1996 auf<br />

19,1 Mrd. US $ <strong>im</strong> Jahr 2001 (vgl. Abbildung 40). Für das Jahr 2000 wurde errechnet,<br />

dass jeder zusätzliche Dollar, der in direct-to-consumer advertising gesteckt wurde, zu<br />

einer zusätzlichen Umsatzsteigerung von 4,20 US $ führte. Der Elastizitätskoeffizient<br />

für Konsumentenwerbung wurde in derselben Studie (Kaiser Family Fo<strong>und</strong>ation 2003)<br />

mit 0.10 angegeben. Das heißt, dass eine zehnprozentige Erhöhung der Werbeausgaben<br />

in diesem Segment zu einem Anstieg der Umsätze um 1 % führt. Zum Vergleich:<br />

Werden die Ausgaben für Ärztewerbung um 10 % erhöht, n<strong>im</strong>mt der Umsatz nur um<br />

0,2 bis 0,3 % zu. Bemerkenswerterweise fördert die Werbung für ein Präparat den Umsatz<br />

der ganzen Gruppe. Insofern ist DTCA nur bedingt spezifisch.<br />

Aus Befragungen US-amerikanischer (DTCA erlaubt) <strong>und</strong> kanadischer (DTCA nicht<br />

erlaubt, doch vor allem via Fernsehen zugänglich) Patienten geht hervor, dass Werbung<br />

zu erhöhter Leistungsinanspruchnahme, verstärkter Patientennachfrage nach den beworbenen<br />

Medikamenten <strong>und</strong> einer Zunahme der Verschreibung solcher oder ähnlicher<br />

Arzne<strong>im</strong>ittel führt. Die befragten Ärzte rezeptierten die Mittel, obwohl sie mindestens<br />

in der Hälfte der Fälle nicht wirklich von deren Notwendigkeit <strong>und</strong> Nutzen überzeugt<br />

waren (Mintzes, B. et al. 2003; vgl. auch Weissman, J.S. et al. 2003).<br />

847. Die Befürworter der Verbraucherwerbung für Arzne<strong>im</strong>ittel berufen sich u. a. darauf,<br />

dass diese zur Information der Bürger <strong>und</strong> Patienten beiträgt. Die Zunahme der<br />

Arztbesuche <strong>und</strong> deren Folgen (veranlasste Untersuchungen, Stellen neuer Diagnosen,<br />

Gespräche über ges<strong>und</strong>e Lebensführung, Empfehlungen für andere Maßnahmen, etc.)<br />

werden positiv gewertet. Negative Konsequenzen <strong>im</strong> Sinne einer Verschlechterung des<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustandes von Personen, die beworbene Medikamente nachfragen <strong>und</strong> erhalten,<br />

seien nicht festzustellen (Calfee, J.E. 2003; Weissman, J.S. et al. 2003; vgl. auch<br />

207 Aufgr<strong>und</strong> der europäischen Gesetzgebung (Richtlinien 2004/27/EG, 2004/28/EG, 2004/24/EG),<br />

die bis zum 30. Oktober 2005 in nationales Recht umzusetzen ist, besteht Bedarf zur Änderung des<br />

Heilmittelwerbegesetzes.<br />

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