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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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ethische <strong>und</strong> rechtliche Probleme der <strong>Qualität</strong>ssicherung in Gendiagnostik <strong>und</strong> humangenetischer<br />

Beratung ggf. weiter verschärfen.<br />

467. Für Arbeitsmedizin <strong>und</strong> Arbeitsschutz sind vor allem multifaktorielle Krankheitsprozesse<br />

von Bedeutung, für deren Abklärung es noch keine Gentests gibt. Vorbehalte<br />

gegenüber präventiven Gentests in der Arbeitsmedizin <strong>und</strong> <strong>im</strong> Arbeitsschutz sind durch<br />

das gr<strong>und</strong>sätzliche Risiko einer Diskr<strong>im</strong>inierung sowie insbesondere durch die Möglichkeit<br />

begründet, dass Maßnahmen des Arbeitsschutzes durch eine Auswahl best<strong>im</strong>mter<br />

Arbeitnehmer mit ‚geeigneter’ genetischer Disposition substituiert werden. Regelungsbedarf<br />

kann <strong>im</strong> Hinblick auf das Fragerecht des Arbeitgebers, Mitteilungspflichten des<br />

Arbeitnehmers, den Einsatz von Gentests in Einstellungsuntersuchungen <strong>und</strong> den Umgang<br />

mit personenbezogenen Daten entstehen.<br />

468. Obwohl eine verbesserte Kenntnis der genetischen Bedingungen von Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Krankheit <strong>im</strong> Prinzip neue Chancen der Prävention <strong>und</strong> Kuration eröffnen kann,<br />

sind der praktischen Nutzung der prädiktiven genetischen Diagnostik für die pr<strong>im</strong>äre<br />

Prävention doch auf mehrfache Weise Grenzen gesetzt:<br />

− Zahlreiche Krankheiten sind multifaktoriell verursacht. Den Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen,<br />

den jeweiligen Belastungsfaktoren <strong>und</strong> Ressourcen kommt eine hohe<br />

Bedeutung für die Entstehung <strong>und</strong> den Verlauf von Krankheiten zu. Insofern erscheint<br />

es zielführend, die genetische Konstitution als ein Element der Bilanz von<br />

Belastungen <strong>und</strong> Ressourcen zu verstehen, welche die Ges<strong>und</strong>heitschancen best<strong>im</strong>mt.<br />

Die Konstellation von Ressourcen <strong>und</strong> Belastungen lässt sich durch unterschiedliche<br />

pr<strong>im</strong>ärpräventive Interventionen sowie durch sozial- <strong>und</strong> wirtschaftspolitische<br />

Initiativen <strong>und</strong> Entwicklungen beeinflussen.<br />

− Selbst wenn genetische Tests <strong>im</strong> Zusammenhang mit weiteren Einflussvariablen<br />

Wahrscheinlichkeitsaussagen ermöglichen, stehen vielfach keine geeigneten bzw.<br />

keine anderen als die bereits bekannten Interventionen zur Verfügung.<br />

− Die Verwendung der genetischen Diagnostik kann nicht allein aus der Perspektive<br />

der Präventionspolitik bewertet werden. Sie berührt auch andere Aspekte der Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> Sozialpolitik, z. B. ordnungspolitische Voraussetzungen der Krankenversicherung<br />

(Kontraktionszwang, Prämiengestaltung), <strong>und</strong> weitere Lebensbereiche<br />

<strong>und</strong> Politikfelder.<br />

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