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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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pause, Coxibe, AT-II-Antagonisten u. a.). Um diese häufig beklagte ‚Theorie-Praxis-<br />

Lücke‘ zu schließen, bietet sich die dezentrale Erarbeitung von Leitlinien an, die den<br />

allgemeinen Anforderungen der evidenzbasierten Medizin genügen. Diese können dann<br />

auch die besonderen Umstände der mehrd<strong>im</strong>ensionalen Entscheidung des ambulant tätigen<br />

Arztes berücksichtigen. Umgekehrt müssen Erkenntnisse <strong>und</strong> Fragestellungen aus<br />

der Praxis an spezialisiert forschende Arbeitsgruppen zurückgemeldet werden, um die<br />

wissenschaftliche Basis zu verbreitern <strong>und</strong> auf die Situation in der Praxis anwendbar zu<br />

machen (‚bottom-up‘).<br />

968. Den enormen Erfolg des ‚face-to-face‘-Marketings der Arzne<strong>im</strong>ittelindustrie gilt<br />

es auch <strong>im</strong> Sinne einer qualitativ hochwertigen wie effizienten Medikamentenverordnung<br />

nutzbar zu machen. Eine Ausweitung des Beratungsrechts der Kassen nach § 305a<br />

SGB V über Fragen der Wirtschaftlichkeit hinaus könnte den Rahmen für eine solche<br />

herstellerunabhängige Beratung schaffen. Unter Anwendung kommerzieller Marketingmethoden<br />

erhält der Hausarzt benutzerfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> <strong>im</strong> persönlichen Kontakt mit<br />

einem geschulten ärztlichen oder pharmazeutischen Kollegen evidenzbasierte verschreibungsrelevante<br />

Informationen.<br />

Eine vom Kostenträger durchgeführte Pharmakotherapieberatung kann auf Gr<strong>und</strong> des<br />

vornehmlichen Interesses an Kostenmin<strong>im</strong>ierung nicht alle Vorteile einer wirklich unabhängigen<br />

<strong>und</strong> neutralen Beratung bieten. Eine aufsuchende herstellerunabhängige Beratung<br />

– in erforderlichen Fällen – würde allerdings der Dominanz der pharmazeutischen<br />

Industrie in den Arztpraxen entgegenwirken <strong>und</strong> die Breite <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong> des Informationsangebots<br />

an den Arzt erheblich verbessern. Gr<strong>und</strong>voraussetzung für den<br />

nachhaltigen Erfolg dieses wie jedes anderen Angebots an den Arzt bleibt, dass er selbst<br />

die Beratung als hilfreich <strong>und</strong> sinnvoll erfährt. Zu diesem Zweck muss gewährleistet<br />

sein, dass er sein Verordnungsverhalten mit dem Berater freiwillig, offen <strong>und</strong> ohne<br />

Angst vor späterer Verwendung in einem Regressverfahren diskutieren kann. Dies erfordert<br />

eine strikte Trennung zum Wirtschaftlichkeitsprüfverfahren. Die Teilnahme<br />

muss freiwillig sein, auch wenn eine Konzentration auf Hochverordner <strong>und</strong> Praxen mit<br />

überproportionalem Einsparpotenzial auf den ersten Blick attraktiv erscheint.<br />

969. Die Förderung der ärztlichen <strong>Qualität</strong>ssicherung muss sich an den individuellen<br />

Bedürfnissen <strong>und</strong> Voraussetzungen des einzelnen Arztes orientieren. Das ‚peer review‘-<br />

Verfahren, in dem das kollegiale, evaluierende Gespräch <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> steht, zeigte<br />

sich der leitliniengestützten Fortbildung nach klassischem ‚top-down‘-Ansatz als überlegen.<br />

Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage haben sich in Deutschland zunehmend ärztliche <strong>Qualität</strong>s-<br />

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