11.12.2012 Aufrufe

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zur Ermittlung der Entwicklungskosten von innovativen Präparaten untersuchten<br />

Di Masi, J.A. et al. (2003) 68 Medikamente von zehn Pharmaunternehmen, die <strong>im</strong> Zeitraum<br />

von 1983 bis 1994 erstmals an Menschen getestet wurden (klinische Phase I). In<br />

US $ Preisen von 2000 errechneten die Autoren zum Zeitpunkt der Markteinführung die<br />

gesamten FuE-Kosten für ein neues Medikament mit 802 Mio. US $, wobei sie eine reale<br />

Diskontrate von 11 % zugr<strong>und</strong>e legten. Der Einbezug von FuE-Geldern, die nach<br />

der Marktzulassung anfielen, erhöhte diesen Betrag auf fast 900 Mio. US $. In einer<br />

Vorläuferstudie aus dem Jahr 1991, die die FuE-Kosten in den achtziger Jahren <strong>im</strong> Fokus<br />

hatte, wurden noch Kosten in Höhe von 231 Mio. US $ (in US $ Preisen von 1987<br />

<strong>und</strong> mit einer Diskontrate von 9 %) ermittelt (vgl. Di Masi, J.A. et al. 1991). Diese Zahlen<br />

wurden kontrovers diskutiert. 198 Die Public Citizen Group (o. J.) rechnete beispielsweise<br />

vor, dass die Kosten für ein neues Medikament nur bei 240 Mio. US $ lägen. Dabei<br />

sei auch zu berücksichtigen, dass die Studie von Di Masi et al. (2003) nur die innovativsten<br />

Präparate (,in-house developed NCEs’) in ihre Berechnung einbezogen habe.<br />

Bei der Interpretation von Aussagen zu den Entwicklungskosten von Medikamenten<br />

muss also berücksichtigt werden, dass diese Kosten je nach Produkt weit streuen (vgl.<br />

Frank, R.G. 2003). Viele der jährlich neu auf den Markt gebrachten Arzne<strong>im</strong>ittel sind<br />

keine Neuentwicklungen <strong>im</strong> eigentlichen Sinne, noch nicht einmal Nachahmerprodukte,<br />

sondern lediglich sogenannte ,line extensions‘ (z. B. zusätzliche Darreichungsformen<br />

eines bereits auf dem Markt erhältlichen Medikaments). Nach Angaben des amerikanischen<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelherstellerverbandes PhRMA 2001 entfielen 1999 ca. 18 % der Ausgaben<br />

für FuE auf solche Erweiterungen der Produktpalette, andere Quellen sprechen<br />

sogar von 30 % (vgl. Frank, R.G. 2003; siehe auch Angell, M. 2004). In den 1990ern<br />

waren in den USA fast zwei Drittel der neu zugelassenen Mittel andere Zubereitungsformen<br />

oder Kombinationen bekannter Wirkstoffe (Pharma-Brief 8-9/ 2001). Ungeachtet<br />

ihrer relativ geringen Entwicklungskosten tragen solche Produkte, die durchaus hinsichtlich<br />

Wirksamkeit oder Anwendungsfre<strong>und</strong>lichkeit Vorteile bieten können, z. T. erheblich<br />

zu den Umsätzen <strong>und</strong> Gewinnen der Hersteller bei. Oftmals wird Forschung <strong>und</strong><br />

Entwicklung durch ,Quersubvention‘ erleichtert, wenn materielle <strong>und</strong> <strong>im</strong>materielle Investitionen<br />

für die Entwicklung eines Wirkstoffs auch der Entwicklung eines anderen zu<br />

Gute kommen. Häufig werden zudem mehrere chemisch eng verwandte (Molekülvariation)<br />

oder in ihren dreid<strong>im</strong>ensionalen Strukturen sowie wichtigen biophysikalischen<br />

Eigenschaften ähnliche Substanzen gleichzeitig entwickelt <strong>und</strong> getestet. Die neuen<br />

Möglichkeiten des computergestützten drug design erleichtern diese Vorgehensweise.<br />

198 Kritisch beurteilen kann man beispielsweise die Verwendung einer Diskontrate von 11 %, die<br />

möglicherweise die Kosten zum Zeitpunkt der Markteinführung künstlich erhöht.<br />

638

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!