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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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87. Die KVen vertreten die ihnen angehörenden Ärzte nach außen zwar als ein einheitliches<br />

Organ, sie stellen allerdings, wie schon oben in Abschnitt 2.3.3 angedeutet, hinsichtlich<br />

der ökonomischen Effekte, die sie <strong>im</strong> Rahmen ihrer Verhandlungen mit den<br />

Krankenkassen erzeugen, keine Monopole dar. Ein Monopolist fixiert autonom einen<br />

Preis, der über dem wettbewerblichen liegt, <strong>und</strong> schließt damit best<strong>im</strong>mte Nachfrager<br />

vom Konsum des Gutes aus. Diese Nachfrager, die bei einem niedrigeren Preis in den<br />

Genuss des Gutes gekommen wären, erleiden dadurch Wohlfahrtsverluste. Das Vergütungssystem<br />

<strong>im</strong> Bereich der ambulanten vertragsärztlichen Behandlung führt infolge der<br />

sektoralen Budgetierung fast zu umgekehrten Ergebnissen wie <strong>im</strong> ökonomischen Monopol,<br />

d.h. zu einem Punktwert- bzw. Preisverfall bei beschleunigter Mengenexpansion.<br />

Das Problem bilden hier nicht die zu hohen Preise, sondern die – teilweise schon medizinisch<br />

bedenkliche – Mengenausweitung <strong>im</strong> Zuge eines ,Hamsterradeffektes‘.<br />

Zu prüfen bliebe in diesem Kontext noch, ob sich die KVen wie ein ökonomisches Kartell<br />

verhalten <strong>und</strong> auf diese Weise die Vergütung ihrer Mitglieder beeinflussen können.<br />

Ein Kartellverhalten zielt typischerweise darauf ab,<br />

− den Zutritt potenzieller Mitglieder zu verhindern, zumindest einzuschränken <strong>und</strong><br />

− bei steigender Mitgliederzahl die daraus resultierenden Effekte auf das Einkommen<br />

zu begrenzen.<br />

In diesem Zusammenhang zeigt eine international vergleichende Studie, dass es den<br />

deutschen Ärzten mit am wenigsten gelang, sowohl das Wachstum der Ärztedichte zu<br />

begrenzen, als auch die damit einhergehende Verschlechterung ihrer relativen Einkommen<br />

zu verhindern (vgl. Zweifel, P. u. Grandchamp, Ch. 2002). Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />

führt ein Vergleich der Einkommensentwicklung praktischer Ärzte in Westdeutschland,<br />

Österreich <strong>und</strong> den Niederlanden zwischen 1989 <strong>und</strong> 1998 (vgl.<br />

Waldner, G. 2001). Diese Überlegungen <strong>und</strong> Fakten erklären auch den vergleichsweise<br />

moderaten Anstieg der Ausgaben für ambulante Behandlung in der GKV.<br />

2.5.3 Allokative Gesichtspunkte<br />

88. Unabhängig davon, wie man die Vor- <strong>und</strong> Nachteile der korporativen <strong>Koordination</strong><br />

gewichtet <strong>und</strong> ihre komparative Leistungsfähigkeit <strong>im</strong> Vergleich zu anderen Allokationsmechanismen<br />

beurteilt, fällt auf, dass die Verhandlungsprozesse der beteiligten Organisationen<br />

nach innen wie auch nach außen in den letzten Jahren zunehmend konflikt-<br />

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