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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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verschreibungspflichtiger Präparate <strong>und</strong> der Verzicht insbesondere bei sozial schwachen<br />

Gruppen auf notwendige Medikamente einhergehen (vgl. auch Fußnote 176).<br />

7.7 Beeinflussung des Verordnungsverhaltens durch die Pharmaindustrie<br />

831. Die Bedeutung der pharmazeutischen Industrie für den Standort Deutschland<br />

wurde bereits in Kapitel 7.3.1 angesprochen. Auch in seinen Gutachten 1996 <strong>und</strong> 1997<br />

hat der Rat auf die Bedeutung des Ges<strong>und</strong>heitswesens als Zukunftsbranche <strong>und</strong> Wirtschaftsfaktor<br />

hingewiesen. Effektive Medikamente, mit deren Hilfe Krankheiten <strong>und</strong><br />

ihre Folgen besser behandelt werden können als früher, tragen erheblich zum Gewinn<br />

an Lebensqualität für den Einzelnen <strong>und</strong> an Wohlfahrt für die Gesellschaft bei. In den<br />

letzten Jahren sind einige Medikamente auf den Markt gekommen, die bedeutende therapeutische<br />

Fortschritte ermöglichten. Als Beispiele seien an dieser Stelle die<br />

antiretroviralen Medikamente zur Behandlung von AIDS, die u. a. bei der Therapie infektiöser<br />

Leberentzündungen eingesetzten Interferone, die Gruppe der sogenannten<br />

Protonenpumpenhemmer, welche die Magensäureproduktion wirksamer unterdrücken<br />

als Vorgängerpräparate, die <strong>im</strong> Vergleich zu älteren Medikamenten nebenwirkungsärmeren<br />

Antidepressiva vom SSRI-Typ sowie die verschiedenen neuen Hemmstoffe der<br />

Blutgerinnung, die bei der Behandlung der koronaren Herzerkrankung zum Einsatz<br />

kommen, genannt. Durch den Einsatz neuerer Medikamente können u. U. Kosten in anderen<br />

Sektoren wie z. B. Krankenhausaufenthalte eingespart werden (vgl.<br />

Lichtenberg, F.R. 2001). Ein Beispiel hierfür ist die Eradikationstherapie bei Magen-<br />

Darm-Geschwüren (Glaeske, G. et al. 2003). Die Bedeutung der Industrie für diese<br />

Fortschritte wird ausdrücklich gewürdigt. Im übrigen erfüllen auch Unternehmen, die<br />

nicht forschen, sondern ,nur’ nach Ablauf von Patenten preiswerte Generika zur Verfügung<br />

stellen, eine wichtige ökonomische Aufgabe innerhalb des Ges<strong>und</strong>heitssystems.<br />

832. Nach Ablauf der Patentlaufzeit ist ein Arzne<strong>im</strong>ittelhersteller meist sehr schnell der<br />

Konkurrenz durch Generika-Anbieter ausgesetzt. Mitunter herrscht auch während der<br />

Laufzeit des Patents schon Wettbewerbsdruck durch Analogpräparate. So reduzierte das<br />

erste Analogon bei den ACE-Hemmern, ,Enalapril‘, bereits ein Jahr nach seiner Markteinführung<br />

<strong>im</strong> Jahr 1984 den Marktanteil des Originals ,Captopril‘ (Markteinführung<br />

1981) auf knapp 60 %. Erst 1994 kam das erste Generikum für ,Captopril‘ auf den<br />

Markt (vgl. Häussler, B. et al. 2002). Um eine gewisse Marktmacht trotz des Konkurrenzdrucks<br />

ausüben zu können, ist die K<strong>und</strong>enbindung aus Sicht der Pharmaunternehmen<br />

besonders wichtig. Durch entsprechende Maßnahmen gegenüber Ärzten <strong>und</strong> Pati-<br />

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