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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Die Entdeckung neuer fiebersenkender Mittel um 1890 war der bescheidene Beitrag der<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelwissenschaft zur Problemlösung <strong>und</strong> der erste Schritt zu industrieller Forschung<br />

in der Arzne<strong>im</strong>ittelentwicklung.<br />

760. Der Berufsstand der Apotheker entstand in Europa erst <strong>im</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert. Apothekern<br />

oblag die Herstellung der Arzne<strong>im</strong>ittel. Die Pharmazie blieb den Ärzten untergeordnet.<br />

Als Kaiser Friedrich II. <strong>im</strong> Jahre 1241 die erste Medizinalordnung erließ,<br />

machte er die Ärzte zu Aufsehern über die Apotheker. In der ältesten deutschen Apothekerordnung<br />

von Basel aus dem Jahre 1271 wurde den Apothekern sogar abverlangt,<br />

keine Arzne<strong>im</strong>ittel ohne ärztliches Rezept abzugeben. Das war das Gegenteil der zeitgleichen<br />

Entwicklung in China. Dort wurden die Ärzte Angestellte der Apotheker (vgl.<br />

Unschuld, P.U. 2003).<br />

761. Die pharmazeutische Industrie baute ab dem Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nach <strong>und</strong><br />

nach eine industrieeigene Forschung auf. Diese hielt engeren Kontakt zur Klinik als die<br />

Universitätspharmakologie, die sich vor allem der Physiologie <strong>und</strong> der physiologischen<br />

Chemie verpflichtet fühlte. Schon damals kritisierten viele Kliniker den Mangel an patientennaher<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelforschung <strong>und</strong> die schlechte Verzahnung von Klinik <strong>und</strong> Forschung.<br />

Als Reaktion darauf begann der Kliniker Paul Martini (1889–1964) in den<br />

zwanziger Jahren, die klinische Prüfung von Arzne<strong>im</strong>ittelwirkungen auf eine wissenschaftliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage zu stellen. Mit seinem 1932 erschienen Buch „Die Methodenlehre<br />

therapeutischer Untersuchungen“ kam es erstmals zur Bildung von Kollektiven<br />

(Randomisierung), zum Vergleich von Krankheitsperioden <strong>und</strong> zur Anwendung statistischer<br />

Methoden. Etwa gleichzeitig führte A. Bradford-Hill den controlled clinical trial<br />

ein. Aus der Pharmakologie des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, die die Wirkung von Arzne<strong>im</strong>itteln an<br />

physiologischen Funktionen untersucht hatte, wurde <strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert eine Pharmakologie<br />

der Wirkungsmechanismen. Bis etwa 1880 wurde noch breit mit galenischen<br />

Präparationen einer alten Pharmakopoe behandelt, die insgesamt wenig effektiv gewesen<br />

sein dürfte <strong>und</strong> danach rückläufig war. Die Spitalmedizin war in der Folgezeit in<br />

erster Linie eine Pflegemedizin. Beobachtung, klinische Zeichenlehre <strong>und</strong> patho-anatomische<br />

Diagnose dominierten, therapeutisch war man Nihilist. Mit dem Aufkommen<br />

der Laboratoriumsmedizin dominierten bis etwa zum Beginn des Zweiten Weltkrieges<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Pathophysiologie (vgl. Dengler, H.J. 1983).<br />

Sieht man von wenigen bis dahin vorliegenden Medikamenten (Erste Insulinbehandlung<br />

1922) ab, so sind das fünfte <strong>und</strong> sechste Jahrzehnt des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts die Zeit der<br />

,drug explosion‘ mit damals H<strong>und</strong>erten von neuen Substanzen, die jedes Jahr neu ein-<br />

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