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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Ärzte, die insbesondere in sektorenübergreifenden Versorgungsstrukturen zusammenarbeiten,<br />

benötigen neben einer neuen Kommunikationskultur auch ein den neuen Herausforderungen angepasstes<br />

ärztliches Selbstverständnis für den Umgang miteinander. Nur wenn alle Beteiligten<br />

sich unabhängig von ihrer jeweiligen Fachrichtung als gleichwertige Partner verstehen, d. h.<br />

ohne dass bei der gegenseitigen Verständigung ein <strong>im</strong>plizites Bedeutungsgefälle der Tätigkeit,<br />

etwa vom Krankenhaus über den Fachspezialisten bis zum Hausarzt, zum Tragen kommt, kann<br />

ein opt<strong>im</strong>ales Versorgungsergebnis entstehen. Lobbyistisch geprägte Präferenzen <strong>und</strong> eine fachgruppenbezogene<br />

Ausrichtung an ökonomischen Zielen müssen zurücktreten zu Gunsten der<br />

medizinischen bzw. ges<strong>und</strong>heitlichen Problemlösung. Dies erfordert auch die Bereitschaft, sich<br />

für die Kompetenzen der anderen Fächer zu interessieren <strong>und</strong> Verständnis für deren Sichtweisen<br />

aufzubringen.<br />

81. Viele Ärzte erleben Konfliktsituationen, wenn wirtschaftliche Grenzen ihren Handlungsspielraum<br />

einschränken. In Zukunft wird es jedoch erforderlich sein, die herkömmliche Teilung<br />

zwischen ,<strong>Qualität</strong>sverantwortung‘, die den Leistungserbringern obliegt, <strong>und</strong> ,Kostenverantwortung‘,<br />

die Verwaltung <strong>und</strong> Management tragen, zu überwinden. Ein Dauerkonflikt <strong>im</strong> ärztlichen<br />

Verständnis zwischen dem Ziel einer hohen Leistungsqualität <strong>und</strong> der Beachtung eines engen<br />

Ressourcenrahmens könnte die integrierte Versorgung <strong>und</strong> die Zusammenarbeit zwischen den<br />

Vertragspartnern gefährden.<br />

Die integrierte Versorgung <strong>und</strong> die Verhandlungen zwischen Krankenkassen <strong>und</strong> Leistungserbringern<br />

bei der Vertragsbildung können somit den Ärzten auch die Chance bieten, über ein<br />

neues Verständnis ihrer Rolle in diesem Spannungsfeld nachzudenken <strong>und</strong> eine entsprechende<br />

Debatte anzuregen. In diesem Zusammenhang gilt es auch, die eigenen Gestaltungsvorstellungen<br />

<strong>und</strong> –potenziale herauszuarbeiten sowie, um eine später als Fremdbest<strong>im</strong>mung beklagte<br />

Situation zu vermeiden, frühzeitig aufzuzeigen, wie aus ärztlicher Perspektive die Zusammenarbeit<br />

in der Versorgung erfolgen <strong>und</strong> die vertraglichen Verhältnisse aussehen sollten.<br />

2.5 Zum Reformbedarf der korporativen <strong>Koordination</strong><br />

2.5.1 Alternative Steuerungsmechanismen <strong>und</strong> Beurteilungskriterien<br />

82. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der allgemeinen Schwachstellen des Korporativismus <strong>und</strong> der<br />

speziellen <strong>Koordination</strong>sdefizite <strong>im</strong> deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesen bieten sich als Reformoptionen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich folgende alternative Steuerungsmechanismen an:<br />

− Übertragung der zentralen Entscheidungen auf die staatliche Ebene,<br />

− Verlagerung der Kollektivverträge auf eine untere bzw. kleinere Einheit, d. h. von<br />

den gemeinsamen Spitzenverbänden zu den Kassenarten <strong>und</strong> von diesen zu den<br />

einzelnen Krankenkassen, von der B<strong>und</strong>es- zur jeweiligen Landesebene, von der<br />

Kassenärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung zu den einzelnen KVen <strong>und</strong><br />

− vollständiger oder teilweiser Ersatz der Kollektivverträge durch dezentrale Wettbewerbsprozesse,<br />

d. h. durch individuelle Verträge zwischen Krankenkassen <strong>und</strong><br />

Leistungserbringern ohne generellen Kontrahierungszwang.<br />

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