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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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daraus resultierende Leitlinienänderungen bewertet. So prüft er selten die Studiendaten<br />

selbst, sondern in erster Linie die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen auf ihre<br />

sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Implikationen. Dabei ist das der Informationsquelle entgegen<br />

gebrachte Vertrauen von entscheidender Bedeutung, nicht so sehr das Vertrauen<br />

in die Richtigkeit der Information selbst. Qualitative Studien konnten zeigen, dass in<br />

diesem Kontext der persönliche Kontakt der Schriftform deutlich überlegen ist (vgl.<br />

Fairhurst, K. u. Huby, G. 1998). Kontakte zu fachärztlichen <strong>und</strong> klinischen Kollegen<br />

erwiesen sich als besonders einflussreich, Repräsentanten der Hersteller wirken häufig<br />

als Verstärker. Nur wenn der Arzt eine Übereinst<strong>im</strong>mung in der Kernaussage der vielen<br />

verschiedenen Informationsquellen erkennt, hält er diese auch für sein Verordnungsverhalten<br />

für relevant. Strategien zur Förderung der Anwendung neuer Forschungserkenntnisse<br />

müssen daher an der lokalen Konsenssuche auf Pr<strong>im</strong>ärarztebene ansetzen <strong>und</strong><br />

nicht einseitig auf den ‚trickle-down‘-Effekt von Studienergebnissen <strong>und</strong> Leitlinienempfehlungen<br />

von oben nach unten (‚top-down‘) vertrauen.<br />

7.9.3 Pharmakotherapiezirkel<br />

889. Dem einzelnen Pr<strong>im</strong>ärarzt fällt eine Beurteilung der <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

seines Verordnungsverhaltens mangels neutraler, aktueller Information <strong>und</strong> individuellem<br />

Feedback oft schwer. Einen Fortschritt brachte in diesem Zusammenhang die<br />

b<strong>und</strong>esweite Einführung der GKV-Arzne<strong>im</strong>ittelschnellinformation für Ärzte (GAmSi-<br />

Arzt) Anfang 2003. In enger Zusammenarbeit mit den Apothekenrechenzentren <strong>und</strong><br />

dem WIdO liefern die KVen jedem Kassenarzt eine individuelle Übersicht der Verordnungsdaten<br />

seiner Praxis, die einen Vergleich zu Ärzten der gleichen Fachgruppe sowie<br />

zu vorangehenden Verordnungszeiträumen ermöglicht. Dieses Feedback ist als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Überprüfung des individuellen Verordnungsverhaltens von zentraler Bedeutung,<br />

führt allerdings nicht allein schon zu einer <strong>Qualität</strong>sverbesserung. Große internationale<br />

randomisierte Studien haben gezeigt, dass ein solches Feedback (unaufgefordert,<br />

per Post zugestellt, zentralisiert erfasst, basierend auf aggregierten Daten <strong>und</strong> vom Kostenträger<br />

erstellt) allein zu keinen Änderungen des Verschreibungsverhaltens führt<br />

(O’Connell, D.L. et al., 1999).<br />

890. Insgesamt belegen zahlreiche Studien zur <strong>Qualität</strong>ssicherung ärztlichen Verordnungsverhaltens,<br />

dass nachhaltige Veränderungen von Verordnungsroutinen nur schwer<br />

zu erreichen sind. Im Gegensatz zur leitliniengestützten Fortbildung nach klassischem<br />

‚top-down‘ Ansatz gilt das ‚peer review‘ als ein wirksames Verfahren, solche Verhal-<br />

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