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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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der Deutschen <strong>und</strong> 43 % der Franzosen völlig abgelehnt, jedoch von lediglich 16 % der<br />

Spanier <strong>und</strong> 13 % der Italiener. Die Antworten deuten darauf, dass die Wahrscheinlichkeit<br />

der Selbstmedikation mit Antibiotika in Italien <strong>und</strong> Spanien größer ist. Dies könnte<br />

das unterschiedliche Resistenzniveau bei den Erregern bakterieller Atemwegserkrankungen<br />

in Europa mit erklären.<br />

Die Medizinanthropologie stellt Zusammenhänge zwischen den vorherrschenden nationalen<br />

geistesgeschichtlichen Strömungen <strong>und</strong> diagnostischen bzw. therapeutischen Gewohnheiten<br />

her. So stellt Lynn Payer (1993) in ihrem Buch „Andere Länder, andere<br />

Leiden“ einen Zusammenhang zwischen der deutschen ,Vorliebe‘ für die Diagnose von<br />

Herzerkrankungen <strong>und</strong> der deutschen Romantik her. Legendär ist auch die am weitesten<br />

verbreitete ,non-disease‘ der Deutschen: die Hypotonie. Dieses ,Krankheitsbild‘ wird<br />

<strong>im</strong> englischen Sprachraum auch als ,the German disease‘ bezeichnet. Auch <strong>im</strong> Jahr<br />

2002 erfolgten in Deutschland noch 1,9 Mio. Verordnungen für Medikamente zur Behandlung<br />

des niedrigen Blutdrucks (Antihypotonika) <strong>im</strong> Wert von 32,9 Mio. €. Laut<br />

B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitssurvey 1998 nahmen zum Befragungszeitpunkt 1,1 % der Frauen<br />

<strong>und</strong> 0,4 % der Männer blutdrucksteigernde Medikamente ein (RKI 2003).<br />

868. In der Literatur finden sich zahlreiche Ländervergleiche, welche die bestehenden<br />

nationalen Gewohnheiten zwar abbilden, jedoch selten erklären können. Bereits <strong>im</strong> Gutachten<br />

2000/2001 hat der Rat einige Beispiele angeführt:<br />

− die Unterschiede in der Anwendungshäufigkeit von interventionellen Verfahren<br />

(Linksherzkatheter, Ballondilatationen der Herzkrankgefäße, Bypass-Operationen)<br />

besitzen auch Auswirkungen auf spezielle medikamentöse Begleittherapien (vgl.<br />

Band III.2, Abschnitt 8.3.1);<br />

− die Daten der EUROASPIRE-Studien zeigen Unterschiede hinsichtlich der Pharmakotherapie<br />

zur Sek<strong>und</strong>ärprävention der Koronaren Herzerkrankung zwischen den<br />

teilnehmenden europäischen Ländern (Band III.2, Abschnitt 8.3.4; vgl. z. B.<br />

EUROASPIRE I and II Group 2001);<br />

− in der Pharmakotherapie des Asthma bronchiale existieren große nationale Differenzen,<br />

die nicht mit dem Fehlen belastbarer Evidenz begründet werden können<br />

(Band III.2, Abschnitt 10.3.2; vgl. Abbildung 43).<br />

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