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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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791. Auch bei angemessener Würdigung der erschwerten Arbeitsbedingungen von<br />

Hausärzten darf nicht über die vielfältigen Hinweise auf Versorgungsdefizite bei der<br />

Verordnung <strong>und</strong> Anwendung von Arzne<strong>im</strong>itteln hinweggesehen werden (vgl. z. B. Gutachten<br />

2000/2001, Band III.1 bis III.3; Schwabe, U. u. Paffrath, D. 2004; Glaeske, G. u.<br />

Janhsen, K. 2004). Dies illustriert das folgende Beispiel:<br />

Anhand von Daten der HYDRA-(Hypertension and Diabetes Risk Screening and<br />

Awareness)-Studie, die über 45.000 Patienten (darunter 17.485 Hypertoniker) aus ca.<br />

1.900 hausärztlichen Praxen untersuchte (vgl. Tabelle 86), zeigen Pittrow, D. et al.<br />

(2004), dass<br />

− die Mehrheit der hypertensiven Patienten schlecht eingestellt ist – über 70 % haben<br />

einen Blutdruck von ≥ 140/90 mmHg, obwohl über 80 % von ihnen mindestens ein<br />

Antihypertensivum verordnet bekommen, 167<br />

− die antihypertensive Therapie häufig erst dann begonnen oder intensiviert wird,<br />

wenn es <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e für präventive Erfolge bereits zu spät ist – insbesondere bei Älteren<br />

<strong>und</strong>/oder wenn schon Komplikationen oder andere Erkrankungen aufgetreten<br />

sind,<br />

− sich zwischen der Auswahl eines best<strong>im</strong>mten Präparates <strong>und</strong> verschiedenen pharmakologisch<br />

relevanten Patientenmerkmalen (wie beispielsweise Alter, Geschlecht,<br />

Co-Morbiditäten) nur bedingt nachvollziehbare Zusammenhänge erkennen lassen.<br />

Die Autoren der Studie ziehen aus diesen Ergebnissen u. a. den Schluss, dass <strong>im</strong> hausärztlichen<br />

Versorgungsbereich die Begrenzung von Komplikationen <strong>und</strong> Krankheitsfolgen<br />

deren Vermeidung dominiert. Sie versuchen, die relative Uniformität der Therapie,<br />

die wenig individuelle Adaptionen erkennen lässt, mit der Trägheit (,clinical inertia‘)<br />

der durch die anhaltenden wissenschaftlichen Kontroversen der letzten Jahre verunsicherten<br />

Ärzte zu erklären. Auf weitere wesentliche Einflussfaktoren, wie z. B. unzureichende<br />

Fortbildung oder ökonomische <strong>und</strong> strukturelle Rahmenbedingungen, sei an dieser<br />

Stelle verwiesen.<br />

167 Wie bei der Mehrzahl vergleichbarer Studien lässt sich nicht best<strong>im</strong>men, welcher Anteil der unzureichenden<br />

Blutdruckeinstellung auf mangelnde Compliance des Patienten zurückzuführen ist. Jedoch<br />

stellen z. B. Schneider, C.A. et al. (2001) fest, dass der Kenntnisstand von Internisten <strong>und</strong><br />

Allgemeinmedizinern zum Themenkomplex der arteriellen Hypertonie ungenügend ist. Die unzureichende<br />

Umsetzung von entsprechenden Leitlinien <strong>und</strong> Empfehlungen kann zumindest zum Teil<br />

für die ungenügende Versorgung von Patienten verantwortlich sein (vgl. auch Gutachten<br />

2000/2001, Band III.2, Kapitel 8.3.3.2).<br />

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