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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Die Aut-idem-Regelung des AABG griff allerdings erst nach <strong>und</strong> nach, da die Präparateliste<br />

einer ersten Aut-idem-Tranche, die zum 1. Juli 2002 wirksam wurde, nur knapp<br />

19 % der Verordnungen <strong>im</strong> generikafähigen Markt umfasste. Bis Ende 2003 erhöhte<br />

sich dieser Anteil auf knapp 52 %. Von dem gesamten generischen Einsparpotenzial<br />

von 1,5 Mrd. € in 2003 können mehr als 60 % durch den Verordnungswechsel innerhalb<br />

des Generikasegments realisiert werden (Nink, K. u. Schröder, H. 2004c; Nink, K. u.<br />

Schröder, H. 2004d).<br />

818. Das Ziel der Aut-idem-Regelung bildet eine vermehrte Abgabe von möglichst<br />

kostengünstigen Präparaten innerhalb einer Gruppe von Arzne<strong>im</strong>itteln mit identischen<br />

Wirkstoffen. Die Umkehr der bisherigen Regelung führt dazu, dass für den Arzt nun<br />

nicht mehr das Verordnen des Generikums, sondern das Verordnen des Originalpräparats<br />

durch das Abzeichnen auf dem Verordnungsblatt mit Aufwand einhergeht. Daten<br />

aus den USA aus dem Jahr 1989 zeigen, dass solche auf den ersten Blick kleinen Unterschiede<br />

große Auswirkung auf das Verordnungsverhalten haben können. Bei der einen<br />

Rezeptart, die das Verbot von Substitution für den Arzt sehr leicht machte, genügte die<br />

Unterschrift des Arztes an einer best<strong>im</strong>mten Stelle des Rezepts. Bei der anderen Rezeptart<br />

musste der Arzt zusätzlich zu seiner Unterschrift einen weiteren schriftlichen<br />

Vermerk machen, um Substitution auszuschließen. Während bei der ersten Rezeptart in<br />

41 % der Fälle Substitution ausgeschlossen wurde, erfolgte dies bei der zweiten Rezeptart<br />

nur in 11 % der Verordnungen (vgl. Hellerstein, J.K. 1998). 186<br />

Inwieweit Ärzte in Deutschland die Substitution durch Apotheken zulassen, lässt sich<br />

nur schwer ermitteln, da die Apothekenrechenzentren diese Information nicht an die Gesetzlichen<br />

Krankenkassen übermitteln (Nink, K. u. Schröder, H. 2004c). Bei einer manuellen<br />

Nacherfassung dieser Information in einer Rezeptstichprobe durch die AOK<br />

Westfalen-Lippe zeigte sich, dass von September bis November 2002 auf 10 % der Rezepte<br />

Aut-idem aktiv vom Arzt ausgeschlossen wurde.<br />

Ein wichtiger Teilaspekt bei der Entscheidung des Arztes, ein preisgünstiges Medikament<br />

zu verschreiben, ist die Verfügbarkeit von Information über Substitutionsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Arzne<strong>im</strong>ittelpreise. Des Weiteren lässt sich ein Gewohnheitseffekt be<strong>im</strong> Verordnungsverhalten<br />

feststellen, der nicht durch Arzt-, Patienten- oder Arzne<strong>im</strong>ittelcharakteristika<br />

erklärt werden kann. Die Gründe, warum manche Ärzte eher preisgünstige<br />

186 Die Zahlen basierten auf einem Vergleich zwischen US-B<strong>und</strong>esstaaten mit unterschiedlicher<br />

Regulierung.<br />

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