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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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ses einer speziellen Analyse des Einzelfalls. Unter best<strong>im</strong>mten regionalen Bedingungen<br />

kann bereits der Zusammenschluss von fünf Fachärzten zu einer marktbeherrschenden<br />

Stellung führen, die bei dezentralen Verhandlungen missbräuchliches Verhalten ermöglicht.<br />

Die für die Einhaltung der Wettbewerbsregeln zuständigen Institutionen – Ministerien,<br />

B<strong>und</strong>eskartellamt, Versicherungsämter <strong>und</strong> Gerichte – sehen sich bei einer dynamischen<br />

Ausweitung selektiven Kontrahierens <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen mit neuen<br />

Problemen konfrontiert. Dabei bilden allerdings die entsprechenden Schwachstellen von<br />

Kollektivverhandlungen die Vergleichsbasis.<br />

Exkurs: Herausforderungen für ambulante Ärzte durch integrierte Versorgung<br />

77. Der Auf- <strong>und</strong> Ausbau einer Versorgungslandschaft, die zu einem Teil eine selektive<br />

Vertragsgestaltung vorsieht, konfrontiert die ambulanten Ärzte mit Problemen bzw. neuen Aufgaben,<br />

die sich sowohl auf Strukturen <strong>und</strong> Formen der Versorgung als auch auf deren Steuerung<br />

beziehen. Die angestrebten Veränderungsprozesse in der medizinischen Versorgung setzen ein<br />

verändertes Denken <strong>und</strong> einen Wandel <strong>im</strong> professionellen Selbstverständnis der ambulanten<br />

Ärzteschaft voraus. Der Vertragsarzt steht zum einen vor der Aufgabe, die inhaltlichen Herausforderungen<br />

an eine erfolgreiche integrierte Versorgung zu bewältigen, <strong>und</strong> zum anderen geht<br />

es für ihn darum, eine angemessene Vertragsform für seine Tätigkeit zu finden.<br />

Bei einer deutlichen Zunahme des Anteils medizinischer Versorgung, der auf selektiven Verträgen<br />

basiert, bleibt aus heutiger Perspektive noch weitgehend offen, wie sich unter den neuen<br />

Rahmenbedingungen die konkrete Ausgestaltung des Ges<strong>und</strong>heitswesens künftig darstellt.<br />

Diese Situation birgt für die ambulante Ärzteschaft bei allen Unwägbarkeiten auch die Chance,<br />

das noch offene Zeitfenster zu nutzen, um eigene Vorstellungen für die Gestaltung der ges<strong>und</strong>heitlichen,<br />

insbesondere der medizinischen Versorgung der Bevölkerung zu entwickeln <strong>und</strong> mit<br />

den Vertragspartnern abzust<strong>im</strong>men. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Ärzte aus Sorge<br />

um das wirtschaftliche Fortbestehen der Praxis vorschnell Vertragsbindungen eingehen, deren<br />

Nachteile sich erst allmählich <strong>im</strong> Praxisalltag herausstellen. In diesem Kontext gilt es auch zu<br />

bedenken, dass die Interessen zwischen Krankenkassen <strong>und</strong> Ärzten häufig nicht übereinst<strong>im</strong>men.<br />

Während es dem Arzt neben einer verlässlichen wirtschaftlichen Perspektive <strong>und</strong> der Konzentration<br />

auf ärztliche Aufgaben auch um die Erhaltung gewisser Gestaltungsfreiräume für<br />

einen seinen Prioritäten entsprechenden Versorgungsstil geht, setzen die Kassen auf die Ausschöpfung<br />

von Rationalisierungsreserven <strong>und</strong> damit auf eine an der Kosteneffektivität ausgerichtete<br />

Versorgung.<br />

Ungeachtet der mit den jeweiligen Vertragsangeboten verb<strong>und</strong>enen <strong>Qualität</strong>sauflagen bedeutet<br />

dies für den Arzt neue Anforderungen an<br />

− die ärztliche Kompetenz,<br />

− die Reichweite der ärztlichen Verantwortung,<br />

− die innerärztliche Kommunikation <strong>und</strong><br />

− die Einstellungen <strong>und</strong> Leitbilder der Berufsausübung.<br />

78. Die integrierte Versorgung führt zu einem vermehrten Austausch von Informationen zwischen<br />

den Leistungserbringern. Dies erzwingt z. B. vom Hausarzt eine klare Vorstellung von<br />

Zweck <strong>und</strong> Ziel einer Überweisung <strong>und</strong> erfordert vom Fachspezialisten eine gezielte Antwort<br />

darauf sowie das Aufzeigen weiterer Verfahrenskonsequenzen. Dieser Informationsaustausch<br />

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