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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Mit erheblichen Ausgabenzuwächsen kann gerechnet werden, sobald die geburtenstarken<br />

Jahrgänge 1955–1965 in Altersgruppen mit erhöhtem Pflegebedarf hineinwachsen.<br />

Wie genau sich die höhere Lebenserwartung auf die Morbiditätsentwicklung auswirken<br />

wird, ist umstritten. Die Vertreter der Medikalisierungsthese gehen davon aus, dass<br />

durch den physischen <strong>und</strong> psychischen Verschleiß, der mit der Alterung einher geht, die<br />

Gesamtmorbidität zunehmen wird. Die Ausgaben für medizinische <strong>und</strong> pflegerische<br />

Versorgung werden ansteigen. Der Anstieg an chronischen Erkrankungen, die zwar behandelt,<br />

aber nicht geheilt werden können, wird als Beleg für diese Theorie gewertet.<br />

Nach der Kompressionsthese verschiebt die moderne Medizin nicht nur den Todeszeitpunkt,<br />

sondern verschiebt auch die Morbiditätsanfälligkeit <strong>und</strong> die mit ihr verb<strong>und</strong>enen<br />

Kosten in die letzten Lebensjahre. Die Spanne zwischen dem Beginn der Phase, in der<br />

chronische Erkrankungen auftreten <strong>und</strong> dem Zeitpunkt des Todes verlängert sich nach<br />

dieser Hypothese nicht, sondern verkürzt sich (Fries, J.F. 1983 u. 2003). Bisher konnte<br />

keine der Thesen für die in Deutschland lebende Bevölkerung falsifiziert werden, vielmehr<br />

könnten beide, je nach Population, Krankheit <strong>und</strong> Therapie, Gültigkeit haben. Zudem<br />

gilt es <strong>im</strong> Kontext des demographischen Wandels zu berücksichtigen, dass die<br />

Veränderung familiärer Strukturen, insbesondere die Zunahme von Einzelhaushalten,<br />

die Notwendigkeit externer Pflege erhöht. Die zu erwartende steigende Nachfrage nach<br />

Pflegeleistungen dürfte es den professionellen Anbietern zunehmend ermöglichen,<br />

Kostensteigerungen durch Preiserhöhungen zu kompensieren. Dies bedeutet, dass bei<br />

einer weiterhin starren Budgetierung der Pflegeleistungen ihr Realwert <strong>im</strong> Zeitablauf<br />

spürbar sinken wird.<br />

Die SPV steht damit vor der Alternative, entweder das reale Leistungsniveau mit Hilfe<br />

einer Dynamisierung bei stark steigenden Beiträgen aufrechtzuerhalten oder bei schwächer<br />

zunehmenden Beitragssätzen die realen Leistungen auf ein Niveau abzusenken, das<br />

mit dem ursprünglichen Ziel der Pflegeversicherung konfligiert.<br />

5.7 Ausgestaltungsdifferenzen, Schnittstellenproblematik <strong>und</strong> Defizitanalyse<br />

557. Die gesetzliche Krankenversicherung <strong>und</strong> die Pflegeversicherung unterscheiden<br />

sich in gr<strong>und</strong>legenden Prinzipien voneinander. Tabelle 60 weist diese Unterschiede systematisch<br />

aus.<br />

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