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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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− das Arzne<strong>im</strong>ittelangebot hinsichtlich der Zahl der zugelassenen Präparate, Preise,<br />

etc.,<br />

− die Vermarktungsstrategien der Pharmaunternehmen,<br />

− die Entscheidung der Patienten, mit welchen Beschwerden <strong>und</strong> Symptomen sie sich<br />

ihren Ärzten vorstellen,<br />

− die Inhalte der nationalen Therapieempfehlungen <strong>und</strong> Leitlinien,<br />

− die Gestaltung der ärztlichen Aus-, Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung sowie<br />

− die Diagnose- <strong>und</strong> Therapiegewohnheiten, Rituale <strong>und</strong> Traditionen, die Ärzte übernehmen.<br />

Aus der Auflistung wird ersichtlich, dass die Faktoren, die auf der individuellen Ebene<br />

das Verordnungsverhalten prägen, sich als aggregierte Entscheidungen in nationalen<br />

,Profilen‘ der Pharmakotherapie niederschlagen.<br />

7.8.4 Arzt-Patient-Interaktion<br />

870. Der Arzt-Patienten-Beziehung wird ein erheblicher Einfluss auf die Wirksamkeit<br />

von Arzne<strong>im</strong>itteln zugeschrieben. Traditionell werden mit dem so genannten Placebo-<br />

Effekt unspezifische, nicht mit einem Wirkagens hervorgerufene, aber dennoch mit diesem<br />

vergleichbare Effekte beschrieben <strong>und</strong> erklärt. Neuere Studien gehen davon aus,<br />

dass weniger das ,Scheinmedikament‘ als solches als vielmehr die durch den Arzt in der<br />

Beratung geweckten Erwartungen auf Besserung die Wirkung bei fehlendem Agens erklären.<br />

Die <strong>Qualität</strong> der Beratung <strong>und</strong> die dabei erzeugte Vorstellung be<strong>im</strong> Patienten<br />

tragen somit gr<strong>und</strong>sätzlich auch zur Wirksamkeit verordneter Arzne<strong>im</strong>ittel bei.<br />

Die ges<strong>und</strong>heitspolitischen Debatten <strong>und</strong> der Wandel der gesellschaftlichen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Rahmenbedingungen schlagen sich in einer Veränderung der sozialen Rollenzuschreibungen<br />

<strong>und</strong> -ausübung der <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen Handelnden sowie der ärztlichen<br />

Selbstwahrnehmung nieder. Die traditionelle Arzt-Patient-Beziehung wird von ärztlicher<br />

Seite gerne idealisierend als eine „individuelle, vertrauensvolle, verschwiegene Interaktion<br />

in empathischer Subjekt-Subjekt-Beziehung“ dargestellt. Dieser wird eine<br />

„moderne“, funktionale therapeutische Beziehung gegenüber gestellt, in welcher der<br />

Arzt als „technokratischer, handwerklicher, vorwiegend ökonomisch denkender Leis-<br />

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