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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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so größer, je diffuser das Krankheitsbild bzw. der Symptomkomplex ist <strong>und</strong> je weniger<br />

anerkannte ,kausale’ Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen.<br />

864. Zusammenhänge zwischen weiblichem Geschlecht bzw. höherem Alter des Arztes<br />

<strong>und</strong> größeren Verordnungsvolumina bzw. geringerer <strong>Qualität</strong> der Pharmakotherapie<br />

werden teilweise gef<strong>und</strong>en. Dies wird jedoch in einer australischen Studie darauf zurückgeführt,<br />

dass diese Ärzte mehr Frauen <strong>und</strong> ältere Personen betreuen, welche ‚per se‘<br />

mehr Verordnungen erhalten (vgl. Bradley, C.P. 1991). Geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

werden auch durch weitere Studien belegt. So verschreiben Frauen eher Antibiotika<br />

als Männer <strong>und</strong> schreiben auch eher krank (Salisbury, C. et al. 1998;<br />

Lagerløv, C.C.M. et al. 2000; Engl<strong>und</strong>, L. 2000). Andererseits neigen zumindest in<br />

Australien allein praktizierende Ärztinnen weniger zur Polypharmakotherapie (definiert<br />

als fünf oder mehr unterschiedliche Verordnungen für einen Patienten) als ihre männlichen<br />

Kollegen (vgl. Bjerrum, L. et al. 1999). Das Alter oder die Dauer der Niederlassung<br />

hatten keinen signifikanten Einfluß auf die Häufigkeit solcher Verschreibungen.<br />

Einige Quellen deuten u. a. darauf hin, dass jüngere Ärzte eher leitliniengerecht verordnen<br />

als ältere (vgl. z. B. Mehta, S.S. et al. 1999). Hinsichtlich der Praxisgröße (,Scheinzahl’)<br />

überwiegen Untersuchungen, die eher für ein umgekehrt proportionales Verhältnis<br />

zwischen der Zahl der behandelten Patienten <strong>und</strong> der Zahl der Verordnungen sprechen<br />

(vgl. Bradley, C.P. 1991). Allerdings n<strong>im</strong>mt die Verordnungshäufigkeit mit der<br />

Anzahl der Arztkontakte eines Patienten pro Jahr zu. Die bereits oben zitierte australische<br />

Studie zeigte einen positiven Zusammenhang zwischen der Arbeitsbelastung (operationalisiert<br />

als chirurgische <strong>und</strong> telefonische Konsultationen pro Tag), der Zahl der<br />

Verschreibungen pro Patientenkontakt <strong>und</strong> der Zahl der verschiedenen innerhalb eines<br />

best<strong>im</strong>mten Zeitraumes verordneten Präparate mit der qualitätsrelevanten Häufigkeit<br />

einer Polypharmakotherapie. Die Zahl der pro Arzt eingeschriebenen Patienten <strong>und</strong> die<br />

Rate der Krankenhauseinweisungen korrelierte dagegen negativ mit der Verordnung<br />

von fünf oder mehr Medikamenten. Wenngleich Zeitmangel häufig als Gr<strong>und</strong> für die<br />

Verschreibung von Medikamenten bzw. für Mängel in der <strong>Qualität</strong> der Pharmakotherapie<br />

genannt wird, resultiert eine Verlängerung der Konsultationszeit nicht unbedingt in<br />

einer Abnahme der Verordnungen (Bradley, C.P. 1992).<br />

Ärzte, die mehr wissenschaftliche Veröffentlichungen lesen, sowie solche, die weniger<br />

auf Informationen der Pharmaindustrie vertrauten, gelten eher als ‚rationale’ Verschreiber<br />

(vgl. Caudill, T.S. et al. 1996). Auf der anderen Seite gehen geringe Arbeitszufriedenheit<br />

<strong>und</strong> wahrgenommene berufliche Autonomie mit einer schlechteren <strong>Qualität</strong> der<br />

Pharmakotherapie einher (vgl. Bradley, C.P. 1991 <strong>und</strong> bereits Heubner, W. 1931). Der-<br />

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